Abschied Alex
Die Gerüchte in der Community kreisten schon länger, jetzt wird es konkret. Wirt Alex von der Bert´s Bar (Wiesenstr. 85) hat aufgehört. Am dritten August-Samstag feierte er nochmal mit vielen Freunden, Gästen und Weggefährten in der Nürnberger Südstadt. Alex hört aus persönlichen Gründen auf. „Bereits nach einem Jahr habe ich gemerkt, dass mir das Wirteleben mit all seinen Konsequenzen auf Dauer nicht gut tut. Darunter litt auch mein Privatleben. Gäste spüren natürlich, dass irgendwas nicht mehr passt. Deshalb habe ich frühzeitig die Reißleine gezogen. Da bin ich Freigeist“, betont Alex Ecker. „Aber ich bleibe weiterhin in Nürnberg. Als Privatperson wird man mich deshalb öfter antreffen können.“ Aber keine Angst, die neuen Betreiber stehen schon in den Startlöchern. Das bedeutet, die beliebte Südstadt Bar bleibt weiterhin für die queere Community erhalten. Wegen Renovierung ist ab sofort die Bert`s Bar bis 02. September 2019 geschlossen. Ab 03. September ist sie wieder offen. Jetzt schon vormerken: Die Wiedereröffnungsparty findet am Freitag den 06. & Samstag den 07. September 2019 statt.
Bert‘s bleibt Bert‘s
Die Gerüchteküche kochte lange - Wer wird Nachfolger im beliebten Szenelokal Bert‘s in der Südstadt? Bleibt dieser wichtige Treffpunkt für die Nürnberger Community erhalten? Wird es einen neuen Lokalnamen geben? Einige Bewerber zeigten Interesse, doch schon seit ein paar Monaten ist alles in trockenen Tüchern: Alex Ecker (33) wird in die legendären Fußstapfen treten, aber dennoch möchte er eigene Akzente setzen.
Nach über 15 Jahren wird Bert Hogeweg (66) sein Lokal in neue Hände geben. Ende Oktober ist sein letzter Arbeitstag. Danach nimmt er sich Zeit für seinen Un-Ruhestand, hat schon angekündigt, mehr auf Reisen gehen. Doch auf Dauer wird er Nürnberg nicht verlassen, sondern auch gerne öfter als Gast im Lokal sein. Ab November 2016 übernimmt Alex das Regie-Zepter und wird die ersten Tage nutzen, um kleine Veränderungen im Lokal vorzunehmen. Am Freitag den 04. November 2016 öffnet das Bert‘s zum ersten Mal unter seinem neuen Wirt. Der Traditionsname wird zunächst fortgeführt. „Anfangs möchte ich nicht wahnsinnig viel verändern. Die Pläne für beispielsweise neue Feste sollen erst wachsen und reifen. Nur einige Details werden sofort umgesetzt, wie etwa eine kleine Speisekarte. Die Öffnungszeiten bleiben gleich, die Ruhetage verschieben sich allerdings auf Sonntag und Montag“, beschreibt Alex seine ersten Ideen.
Alex ist gelernter Restaurant-Fachmann und hat schon langjährige Erfahrung in der Gastronomie gesammelt. Seine Heimatstadt ist Salzburg. Vor neun Jahren hat es ihn eher durch Zufall mit einem Freund in die Frankenmetropole verschlagen. Er wusste nichts Näheres über Nürnberg. Aber als er hörte, es gäbe hier eine U-Bahn, war der Entschluss gefasst. „Mit 16 Jahren wollte ich schon aus meiner Heimat weg. Salzburg hat 170 000 Einwohner, entsprechend klein ist die Szene, drei Bars, immer die gleichen Leute, gleiche Musik, alles ist dort sehr beengt. In Deutschland ist alles viel offener, es gibt mehr Vielfalt und hier kann jeder sein wie er will. Hier habe ich überwiegend ein Freiheitsgefühl“, beschreibt Alex seine Entscheidung. „Eine eigene Gastronomie war schon immer mein Traum. Ich hatte zwar schon drei Möglichkeiten gehabt, doch das Freiheitsgefühl, einfach die Koffer packen zu können, war bis dato immer stärker.“ Vor ein paar Jahren zog das Heimweh Alex zurück nach Salzburg. Doch die gleichen Beweggründe wie in seiner Jugend trieben ihn erneut fort. Er probierte es also nochmal und kam vor dreieinhalb Jahren wieder nach Nürnberg. Seitdem bediente Alex im Bert’s, neben seiner Arbeit in einem Café am Ludwigsplatz.
Von der Aushilfe zum Chef
Die Suche nach einem Nachfolger war nicht einfach, obwohl es ein paar Interessenten gab. „Im Spaß wurde im Bert‘s-Team darüber gesprochen und ich habe in mich hineingehört. Dabei hatte ich festgestellt, diese individuelle Einstellung zu den Stammgästen, dieses gleiche Verständnis spüre ich ebenso wie Bert. Denn die Gäste sollen sich weiterhin wohl fühlen. Deshalb ließ ich meine Entscheidung langsam reifen. Der Zeitpunkt ist nun günstig. Vor drei Jahren wäre ich noch nicht bereit gewesen. Jetzt freue ich mich“, strahlt Alex und kann es kaum erwarten, loszulegen. „Vor acht Monaten hatte ich Bert erzählt, falls er keinen Nachfolger fände, würde ich einspringen. Generell wollte ich mich aus der Nachfolgediskussion lange heraushalten, damit er seinen besten Nachfolger finden kann. Zwischen mir und Bert hat sich in den vielen Jahren eine gute Freundschaft entwickelt. Schließlich ist das Bert‘s die Szenekneipe, wo ich vor neun Jahren in Nürnberg das erste Mal ausgegangen bin.“ Innerhalb dieser Jahre hatte Alex viele deutsche Städte besucht und kennengelernt. Doch er merkte, dass er sich in Nürnberg wohl fühlt und inzwischen keine Angst mehr davor hat, sesshaft zu werden. „Ich wohne nicht weit vom Lokal in der Nürnberger Südstadt. Ich mag dieses Multikulti-Viertel mit seinen schönen Ecken, Hinterhöfen und der Häuserarchitektur“, erzählt Alex. „Ich freue mich darauf, nach 16 Jahren Angestelltenverhältnis, dass ich jetzt mal bestimmen kann, was zu tun ist“, grinst er. „Ich bin nicht nervös und sehe kein Risiko. Die Gäste sind froh, dass es weitergeht, und ich bekomme schon jetzt viel Unterstützung.“
Foto/ Text Norbert Kiesewetter
GAYCON Oktober 2016