Chronologisch von oben nach unten: Reiner Sirkora (2024), Uwe Scherzer alias "Uschi Unsinn" (2022), Manfred "Manne" Tamschik (2021), Ellen Lang (2019), Ralph Hoffmann (2018), Ulrich Stratica (2017), Peter Schneider (2016), Jürgen Wolff (2014), Walter Meyer (2014)
Auf der Gedenkseite soll an die verstorbenen Mitglieder der Nürnberger Community gedacht werden, die großen Anteil an der Entwicklung der Szene hatten. Ohne diese Ur-Gründer gäbe es in der Frankenmetropole nicht die heutige QUEERE Vielfalt.
Trauer
Reiner Sikora ist verstorben
Die queere Community Nürnberg trauert: Nach einer längeren Krebs-Erkrankung ist Reiner Sikora im Alter von nur 69 Jahren am 11. April 2024 verstorben. Mit seinem Wirken seit den 70er Jahren hat er über 40 Jahre die Nürnberger Kultur mit beeinflusst. 2017 heiratete er - als eines der ersten Paare im Standesamt Nürnberg unter dem Stichwort „Ehe für Alle“ - seinen Lebensgefährten Lothar Schlosser, ganz formal, mit dem er seit 1980 zusammen war. Beide widmeten sich ehrenamtlich in den letzten Jahren intensiv der schwul-lesbischen Flüchtlingsarbeit von Fliederlich. Sie kochten u.a. gemeinsam in der ersten queeren Flüchtlingsunterkunft für die Bewohnenden. Seit acht Jahren bis heute betreute das Paar einen Geflüchteten. Außerdem war Reiner lange Jahre Kuratoriumsmitglied der AIDS-Hilfe Nürnberg. Als Paar waren Reiner und Lothar seit 43 Jahre zusammen und zeigten sich oft in der queeren Szene oder auf queeren Events der Community. Ihr Vermächtnis wird die Gründung einer Regenbogenstiftung sein, die sich u.a. dem Thema „Schwule im Alter“ widmen soll, doch erst irgendwann in der Zukunft, als Nachlass beider. Als Reisefreaks bereisten sie gemeinsam alle fünf Kontinente der Welt. Reiners Lieblingsplatz war es, mit Lothar und seinem Pferd im Wald zu sein, denn „Heimat war für ihn da, wo er gerade war“.
Reiner Sikora kam mit fünf Jahren aus Sachsen/ Erzgebirge nach Nürnberg. Später wurde aus ihm ein wichtiger Kulturschaffender für die Stadt. Schon in den 70er Jahren hat er das Opernstudio mitbegründet, sowie 1978 das erste Theaterfestival „Nürnberger Kulturzirkus“. Rock im Burggraben und weitere Ereignisse im Rahmen des Programms „Sommer in Nürnberg“ gründen auf seiner Initiative. Als Leiter der Veranstaltungen im KuF (Amt für Kultur und Freizeit der Stadt Nürnberg) zeichnete er verantwortlich für das Bardentreffen, das Nürnberger Segment des Internationalen Figurentheaterfestivals, wirkte mit am Aufbau der Tafelhalle und gründete das bis heute erfolgreiche „Klassik Open Air“ im Luitpoldhain zum Stadtjubiläum im Jahr 2000. Damit brachte er auch viele queere Kunstschaffende in die Frankenmetropole, wie beispielsweise Georgette Dee oder Tim Fischer. Als Leiter des Projektbüros Festivals im Kulturreferat war er u.a. zuständig für das Ausstellungsprojekt „Das große Rasenstück“ im Rahmen der Fußball WM 2006. Neben dem vielschichtigen Wirken für die Kunst holte ihn bereits 1995 der damalige OB Dr. Schönlein in die Arbeitsgruppe Gedenkjahr mit der ersten Verleihung des Nürnberger Menschenrechtspreises. 2010 übernahm Reiner die Leitung der Meistersingerhalle. Ein bewegtes und ereignisreiches Leben hat sich nun mit Reiners Weg über die Regenbogenbrücke geschlossen.
+++ Die Beerdigung findet am Montag dem 22. April 2024 um 13:30 Uhr auf dem St. Johannisfriedhof in Nürnberg statt. +++
GAYCON April 2024
Abschied
Die queere Community Nürnberg trauert: Uwe Scherzer alias Uschi Unsinn ist tot.
Die quirlige Szeneaktivistin und Polit-Dragqueen hat sich leidenschaftlich für die queere Community in Nürnberg, der Metropolregion und Bayern eingesetzt. Aber auch für Gleichstellung und gegen Diskriminierung jeder Art. Mit ihrer regelmäßigen RadioGays Sendung bei RadioZ hatte Uschi immer Live-Kontakt zur Szene. Genau in den Vorbereitungen zur nächsten Sendung in den späten Sonntagabendstunden des 13. Februar 2022 ist Uwe unerwartet im Alter von nur 54 Jahren über die Regenbogenbrücke von uns gegangen. Dass Uwe seit längerer Zeit gesundheitliche Probleme mit dem Herzen hatte, war den nahestehenden Personen bekannt. Doch er schaute nicht auf sich, sondern wollte immer den anderen helfen, die es nötig hatten. Er lebte für seine Ideen und Projekte. Er ließ nicht locker, nervte, blieb hartnäckig bis er sein Ziel erreicht hatte. Oft entstanden dadurch spontane Demos mit nur kurzer Vorlaufzeit. Viele Demonstrationen und Gedenkveranstaltungen hatte Uwe in den letzten Jahren auch am Nürnberger Magnus-Hirschfeld-Platz in die Tat umgesetzt. Auch die Neugestaltung des Platzes. Doch er mochte lieber das Zepter selber in der Hand halten. Hilfe war von anderen mehr für seine Pläne erwünscht. Projekte abgeben war nicht sein Ding. Seit 2020 hat Uwe auch als Nürnberger Stadtrat (Bündnis 90/ Die Grünen) nicht nur die Belange der LGBTIQ*-Menschen vertreten. In zahlreichen Ausschüssen und Kommissionen war er gestalterisch dabei und hat den Rat bunter gemacht. Ab und zu durfte auch die Grünenfraktion den „heiligen Zorn“ der Uschi erleben, wenn Leute nicht Präsenz bei bestimmten Terminen zeigten, weil die Fraktion dachte, Uschi macht das schon. Im Stadtrat wurde über Parteigrenzen hinweg seine Arbeit kollegial gewürdigt. Noch im Januar half ihr ein CSU-Kollege bei der Suche nach einer neuen Wohnung in der Südstadt. Vor kurzem noch wurde die Gedenkstele für die Männeropfer des §175 in der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg eingeweiht, Uwe war einer der Initiatoren des Denkmals. Seit Jahren war er im CSD Nürnberg-OrgaTeam tätig und hat auch Starthilfe bei anderen bayerischen CSDs gegeben. Seit 15 Jahren begleitete Uschi die AIDS Hilfe Nürnberg u.a. in der Präventionsarbeit und zum Welt-AIDS-Tag. Unbekannt war wohl den meisten, dass er sich auch in der evangelischen Kirche engagiert hatte. Sein Wohnzimmer war in den letzten Jahren die Christuskirche. Er wollte immer eine offene Kirche für alle. Eine weitere Initiative von Uwe war hier auch die Umgestaltung der hauseigenen Grünfläche, mitten in der Südstadt.
Uschis Popularität
Die wohl bekannteste, wenn nicht sogar einzige, ausschließlich politisch wirkende Dragqueen Frankens hinterlässt eine große queere Aktivisten-Lücke. Die Todes-Nachricht erschüttert, macht uns alle traurig. Viele werden auch den Tonfall des Raucherhustens vermissen. Diesen glaubte man stärker wahrzunehmen, wenn sie mal gerade nicht im Mittelpunkt stand. Uwes großes Motto ‚Sichtbarkeit schafft Sicherheit‘ wird weitergeführt werden. Seine Überzeugung „Wer etwas verändern will, der muss in Erinnerung bleiben – und wer bunt ist, bleibt leichter in Erinnerung“ hat er gelebt als Uschi Unsinn. Auch wenn er damit oft angeeckt ist, auch in der Community. Uschi hatte noch viele Pläne, wie etwa die Unterkunft für queere Obdachlose und ein großes Regenbogenzentrum für die Frankenmetropole mit zu gestalten. Dass die Stadt Nürnberg zu seinem Abschied eine Trauerbeflaggung am Rathaus veranlasst, inklusive Regenbogenfahne, damit hätte er wohl nicht gerechnet. Doch seine Popularität war größer, als er vermutlich selbst angenommen hat. So war denn die Christuskirche bis zum letzten Platz gefüllt mit Menschen aus Nah und Fern, um von ihm Abschied zu nehmen. Nach dem Trauergottesdienst folgten noch Nachrufe von Oberbürgermeister Marcus König, Achim Mletzko, Bündnis 90/ Die Grünen, Andrea Kuhn mit der Verlesung der Rede von Kasha Nabagesera, Trägerin des Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreises und Dieter Barth, Ehrenvorsitzender des CSD Nürnberg. In den Reden wurde deutlich, wie überdurchschnittlich aktiv Uwe für die Szene war und welch unendlich große Lücke er hinterlässt. Anschließend fand die Beisetzung auf dem Südfriedhof statt. Die Community wird dich vermissen. Darauf dein Lieblingsdrink, eine Cola mit Schuss! (NK)
GAYCON Februar 2022
+++ Unser GAYCON Interview - "30 Jahre Uschi Unsinn" - ist weiterhin online! +++
Herzensgut
Die Nürnberger Community trauert: Manfred Tamschik ist tot. Vielen wird er eher unter seinem Spitznamen „Manne“, als Wirt in den legendären Nürnberger Gay Lokalen der 90er Jahre „Walfisch“ in der Jakobstraße, anschließend im „Vicking-Club“ in der Kolpinggasse, bekannt sein. Er ist am Freitag den 21. Mai 2021 im Alter von 66 Jahren an den Folgen einer Lungenkrebs-Erkrankung von uns gegangen. Dabei bekam er die Diagnose erst im Januar 2021. Die Chemotherapie hatte er mit Nebenwirkungen wie Lungenentzündung und Herzinfarkt eigentlich gut weggesteckt. Er war in den letzten Wochen wieder voller Elan und Optimismus, doch der Krebs war leider stärker.
Manfred, ein herzensguter Mensch, der immer da war, wenn er konnte. Wenn es ernst wurde, hat er keinen im Stich gelassen. Wie der große Onkel redete er mit allen, hatte immer ein offenes Ohr, lachte gern, war freundlich, aber auf seine spezielle Art. Denn er hatte gelegentlich auch Konfliktdiskussionen wegen seiner Klappe, im Jargon „Schnodderschnauze“. Doch man musste nur wissen, wie er es meint und wie man selbst damit umzugehen hatte. Nichtsdestotrotz haben Etliche im viel zu verdanken. Denn er hat auch seine schützende Hand über die jungen schwulen Gäste gelegt, von denen er wusste, dass ihnen noch die Erfahrung fehlt. Viele Männer erlebten ihr Coming out in seinen Lokalen, waren zum Mann geworden, als die Sonne aufging. Dem Manne war auch der Spaß wichtig. Er besorgte zum Beispiel ein Plastik-Weißbierglas, schmiss es unverhofft über die Gäste in den Raum und lachte, wenn diese vor Schreck kreischten wie die Hühner. Gerne animierte er, machte Fetzenpartys, Live-Shows mit Porno-Darstellern und nicht zu vergessen, brezelte er sich selber im Fummel zu seinen legendären Faschingspartys auf. Wenn ihm das ein oder andere Mal die Stimmung nicht gepasst hatte, tröpfelte er auch schon mal etwas Aroma in die Klimaanlage. Was vielleicht viele nicht wissen, aber oft für Mitarbeiter beim Kassieren zu Missverständnissen hinter der Theke führte: Für alle Gäste hatte Manne Spitznamen auf den persönlichen Getränkekarten! Wie zum Beispiel „Linie 8“ für Tram-Fahrzeugführer oder „Apfelschorle“, weil die Person nur Apfelschorle trank. Außerdem bevorzugte er bei sich selbst nur „Manne“. Nie „Manni“, da war er ganz eigen. Außerdem sprach er nie gern über seine DDR Vergangenheit, deshalb stießen wir Reporter bei der Recherche auf Grenzen, wo uns niemand weiterhelfen konnte, obwohl ihn so viele kannten.
Von der DDR in die Nürnberger Szene
Geboren wurde Manfred im Dorf Prietzen in Brandenburg, aufgewachsen ist er ein paar Kilometer weiter im kleinen Städtchen Rathenow, westlich von Berlin. Anschließend lebte er einige Jahre in Chemnitz. Nach ein paar Urlaubsfahrten durch West-Deutschland beschloss er, in einer Nacht- und Nebelaktion aus der DDR quer durch die Botanik in den Westen zu flüchten. Zum Neuanfang hatte er sich für Nürnberg entschieden. Zuerst war er lange Jahre im Walfisch Thekenteam, noch unter Wirt Heinz Heidingsfelder. Als dieser krank wurde, übernahm Manfred im Frühjahr 1995 den Wirte-Posten. Zu einer Zeit, wo es kein Internet und damit auch keine Dating-Portale gab, hatte die Szenegastronomie den wichtigen Stellenwert, sich überhaupt mit Gleichgesinnten treffen zu können. Manne, selbst handwerklich begabt, gab dem Walfisch einen moderneren Stil und machte ihn damit zum „Szenetreffpunkt Nr. 1“, wie ihn damals die Community-Presse betitelte. Deshalb war das Entsetzen groß, als er nach der Faschingsparty im Februar 1997 zuschloss und in den Vicking Club umzog. Ein Grund war, dass eine ordentliche Erhöhung der Pacht drohte. Die war vermutlich nicht nur Manne zu viel, denn das Lokal Walfisch stand danach ein Jahr leer. Erst 1998 kaufte Alfred D. das Traditionslokal und renovierte auch die Räume des Hotels in den Stockwerken darüber. Seit 2005 residiert in den Räumen das Restaurant Estragon der AIDS Hilfe.
Ab März 1997 war der Vicking Club – Babel Bar in der Kolpinggasse, gleich um die Ecke vom Walfisch, das neue Revier vom Manne. Die Räume waren klein, der Stil verrucht und zugleich sympathisch. Niemand konnte sich aus dem Weg gehen und um die Ecke wurde es noch kuscheliger. Hier steppte der Bär, es war eine Goldgrube, alles lief super. Die Thekenjungs aus der gegenüberliegenden Kneipe „Entenstall“ sind nach Feierabend regelmäßig rüber zu Manne, weil er bis 03:00 Uhr offen hatte. Anschließend zogen alle samt Wirt in die Chiringay hinter dem Hauptbahnhof, weil diese Sauna der einzige schwule Szenetreff war, welcher damals am Wochenende die ganze Nacht geöffnet hatte. Doch nach zunehmenden Differenzen zwischen Manfred und seinem Vermieter folgte die Kündigung der Vicking Club Räumlichkeiten. Manne war frustriert, er musste schnell einen Lokalersatz finden. Er wollte wieder etwas ähnliches, fand aber nichts in seinem Stil. Er war unzufrieden. Darum nahm er notgedrungen die ehemaligen Aquaduct Club Sauna-Räume in der Reindelstraße beim Marientunnel. Der Umzug erfolgte im Dezember 2005. Doch damit lag er abseits der Szenegastronomie, bis schließlich die größeren Räume mit über 200 Quadratmetern nicht mehr zu finanzieren waren. Es wurden zwar noch geile Partys veranstaltet, Manne versuchte mit Dekorationen die Räume ansprechender zu gestalten, doch die Gäste blieben immer mehr weg. Das strenge Rauchverbot setzte noch eins oben drauf. In Nebenjobs verteilte Manne Briefe und übernahm LKW – Nachtfahrten, um sich über Wasser zu halten. Das funktionierte mehr schlecht als recht, ab 2010 war der Vicking Club dann Geschichte. Der Gastronomie blieb er beruflich treu, arbeitete im Landbierparadies zuerst als Kellner, und brachte es über den Geschäftsführerposten bis zum Manager aller drei Lokale. Mit Atemproblemen ging er zum Arzt, doch es folgte die ganze Tragik der schrecklichen Erkrankung. Als Beerdigungsplatz wünschte sich Manne die grüne Wiese auf dem Fürther Friedhof, ohne Namen. Eigentlich sollte sogar niemand von seinem Tod erfahren, obwohl er einer der großen Mitstreiter der fränkischen queeren Community war, in der wir heute noch unterwegs sind. Typisch Manfred eben.
Lars, ehemaliger Mitarbeiter im Vicking Club, hat uns durch seinen persönlichen Kontakt zu Manne, mit Bildern, Anekdoten und Informationen, wesentlich bei der Recherche für diesen Nachruf unterstützt. Er plant einen Abschieds- und Erinnerungsabend für Manfred. Mit Bildern, Musik und Geschichten aus der legendären Zeit des Vicking Clubs. Sobald Termin und Ort feststehen, werden wir darüber informieren.
Text: Norbert Kiesewetter
Fotos: Privat
GAYCON Juli 2021
Zauberhafte Erinnerungen
Die Community in der Metropolregion Nürnberg trauert: Der Fürther Entertainer und Moderator Bernhard Weibel, in dieser Rolle den meisten unter seiner Künstleridentität Drag Queen Ellen Lang bekannt, ist am 26. November 2019 nach langer schwerer Krankheit mit Alter von nur 50 Jahren verstorben. Verwoben war die ellenlange Ellen ganz eng mit der queeren Community Nürnberg. Sein Coming out hatte Bernhard Weibel Anfang der 1990er Jahre nach dem Besuch des CSD in Nürnberg: Beim vermutlich ersten öffentlichen Auftritt als Ellen Lang. Mit seinen außergewöhnlichen Kostümen, die er zum Teil selbst entworfen hatte, stöckelte er als Diva Ellen mit ihren zwei Metern Größe sofort in die Herzen der Szene. Fortan moderierte sie z.B. viele Male den CSD Nürnberg Sonntag am Hans-Sachs-Platz in den 90er Jahren und die Lesben- und Schwulen Gala von Fliederlich im Künstlerhaus, sowie die legendären jährlichen Benefiz-Fußballturniere vom Rosa Panther auf der Deutschherrnwiese in den 2000er Jahren. 2004 zog Bernhard mit seinem damaligen Partner nach Fürth. Neben vielen Publikationen schrieb Ellen unter anderem in den Jahren 2011/12 auch für das queere GIFT-Magazin ihre zauberhafte Kolumne. Uns bleibt sie mit ihren außergewöhnlichen Outfits und ihrer stets guten Laune in heiterer Erinnerung, vor allem von den zahlreichen CSD Nürnberg Straßenfesten, Demonstrationszügen und Gala-Moderationen. Als Ellen trat Bernhard speziell in der queeren Community in den letzten sechs Jahren so gut wie nicht mehr auf, höchstens als „Privatmann“ im Publikum z.B. zur Rosa Trachtennacht auf dem Nürnberger Volksfest, unerkannt von den meisten Besuchern. Aufgewachsen ist Bernhard Weibel in Gladbeck. Er absolvierte eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann, danach arbeitete er bei einem Herrenausstatter in München. Sein beruflicher Werdegang führte ihn zuletzt zu einer IT-Beratungsfirma, wo er in leitender Funktion beschäftigt war. Im Oktober 2009 traf Bernhard seine ehemalige Schulkollegin aus der Gladbecker Jugendzeit wieder. In einem persönlichen Gespräch mit uns zeigte er sich sehr glücklich darüber, auch diese Seite in sich erleben zu dürfen, er strahlte förmlich vor Lebensfreude. Sie heirateten 2017.
Ellen Langs Verbindung zum Fürther Stadttheater begann 2006 mit einer Produktion der Pocket Opera Company. Nach der Moderation der Bayerischen Theatertage 2007 blieb die enge Verbindung zum Haus in der Kleeblattstadt bestehen. Jährlich moderierte sie z.B. deren Theaterfeste am Hallplatz, zum letzten Mal 2018. Die Trauerfeier für Bernhard alias Ellen fand am 14. Dezember 2019 im Foyer des Fürther Stadttheaters unter dem Motto „Das Leben ist bunt“ statt. Ausdrücklich war farbige und glitzernde Kleidung erwünscht.
NK/ GAYCON Dezember 2019
Danke, Ralph!
Die Nürnberger Community trauert. Ralph Hoffmann, der leidenschaftliche Politiker, der unbequeme Aktivist, der nie ein Blatt vor den Mund nahm, der hilfsbereite Freund und Wegbegleiter, hat uns am 23. Juni 2018 für immer verlassen. Er selbst wünschte sich eine Abschiedsfeier im Fliederlich-Zentrum, im Rahmen enger Weggefährten, Vertrauter und Mitstreiter. Diese letzte Bitte wurde von zahlreichen Helfern, koordiniert durch Uli Breuling und Micha Glas, am ersten Juli-Samstag 2018 erfüllt. Es kamen rund 70 Gäste zu einem ebenso heiteren, nachdenklichen wie würdevollen Abschied von einem stets aufrichtigen Menschen, der Gegner akzeptieren konnte, ohne sie als Feinde zu sehen. Es ist schwer vorstellbar, dass es eine einzelne Person geben könnte, die Ralphs Einsatz nicht nur für unsere Szene adäquat ersetzt. Bleibt uns nur, sich ihn als Vorbild zu nehmen dafür, unsere erreichten Werte zu bewahren und auszubauen.
Stimmen bei der Abschiedsfeier
Christine Stahl
Ralph war ein aufrichtiger ehrlicher Mensch mit Rückgrat, wie man sie heute nicht mehr so häufig erlebt. Man konnte ihm sagen, was man denkt, ohne dass er einem das jemals übel genommen hat. Ein hervorragender Diskussionspartner.
Dieter Barth
Ralph war von Anfang an CSD-Begleiter, stand einem in politischen Fragen immer beratend zur Seite. Ein hochengagierter Mann, dem die Szene viel zu verdanken hat. Er reagierte manchmal aber auch stur und kompromisslos.
Bastian Brauwer
Ralph war immer geradeheraus mit seiner Meinung. Er war sehr prinzipientreu, konnte bei streitbaren Themen seinen Standpunkt begründen. Er war immer auf der Suche nach neuen Ideen und Aufgaben.
Verena Osgyan
Ralph war lange Zeit mein engster politischer Weggefährte, ein begnadeter Aktivist. Er war immer präsent und überall engagiert. Ein hervorragender Redner und Gastgeber, der auch meine Leidenschaft für gutes Essen geteilt hat. Ich vermisse ihn sehr.
Sigfried Strassner
Ralph kannte ich schon seit Fliederfunkzeiten. Ein streitbarer Mensch, der zu seinen Überzeugungen stand und auch Konsequenzen zog. Ein geradliniger Genussmensch, der aber auch sehr empfindsam und herzlich war, mit einem feinen Humor.
Thomas Köppel
Ralph kannte ich seit über zwanzig Jahren. Er war nie verletzend, immer feinsinnig humorvoll. Er setzte aber auch seinen Kopf durch. Ansonsten schließe ich mich der Ausssage von Sigi an.
Stationen
Als Politiker aktiv war Ralph Hoffmann von 2003 – 2014 bei den Nürnberger Grünen, in den letzten Jahren als Kreisvorsitzender. Kaum jemand war derart umfassend und vielseitig über Dekaden hinweg mit unserer Szene vernetzt, wie Ralph es gewesen ist. Das belegen unter anderem die zahllosen Reaktionen und Kommentare in den sozialen Medien, die zu seinem Abschied zu lesen waren. Wie beispielsweise vom CSD-Verein, persönlich von Uschi Unsinn oder von den Mitgliedern der Partei mut, die er selbst mitgegründet hatte. Eine der intensivsten Verbindungen bestand sicherlich zum Verein Fliederlich e.V. Dort wirkte er als langjähriges Vorstandsmitglied, Mitinitiator des Arbeitskreises Politik und als jahrzehntelanger Kämpfer für die Gleichstellung von LSBTI. An dieser Stelle ein auszugsweises Zitat von Vorstandschaft und Geschäftsführung: „Wir müssen mit ihm einen Menschen gehen lassen, der für die Emanzipationsarbeit in Nürnberg (und darüber hinaus) viel bewegt hat. Beispielhaft sei an die Anfänge der Überzeugungsarbeit vor über 15 Jahren für ein Denkmal für die homosexuellen Opfer des Nazi-Regimes sowie den Beginn der Aufarbeitung von deren Schicksalen hier in Nürnberg erinnert. Als in dieser Zeit die Idee entstand, Kontakte mit (damals noch) schwul-lesbischen Organisationen in Nürnbergs Partnerstädten zu knüpfen, war er mit Begeisterung dabei. Viel früher bereits, in den späten 80er Jahren, hat er als einer der Gründer des „Fliederfunk“, den heutigen Radiogays, viel für die Sichtbarkeit schwullesbischer Belange getan. In den letzten Jahren hat er sich mit großem Einsatz an der Fliederlich-Geflüchtetenarbeit beteiligt, ein Themenfeld, das ihm auch persönlich besonders am Herzen lag. Aufgrund seiner Gesundheit, um die es schon seit Jahren nicht zum Besten stand, hatte er sich entschieden, sein Vorstandsamt in diesem Frühjahr zu beenden. Er hat es sehr bedauert, nicht mehr in dem Maße die Dinge mitgestalten zu können wie er es gerne tat – still zuschauen war nie seine Sache. Im Frühjahr hatte er befürchtet, den Umzug in die neuen Räume womöglich nicht mehr zu erleben. Umso mehr hat es ihn gefreut, bei der Eröffnung Anfang Mai dabei sein zu können. Die ‚Sitzweil‘ am 16. Juni an unserem Menschenrechtsbaum im Stadtpark war eines der letzten Projekte, das er bei uns maßgeblich mitgestaltet hat. Er hatte sich so gewünscht, mit den vielen anderen, die diesen Nachmittag genossen haben, daran teilnehmen zu können. Das war ihm leider nicht mehr vergönnt.“
NK/ GAYCON Sommer 2018
“Man lebt nur einmal“
Die Nürnberger Community trauert. Ulrich Stratica, der ehemalige Wirt der Szenebar „Alt Prag“ am Hallplatz, ist tot. Er ist am Samstag den 11. März 2017, auf seiner Trauminsel Gran Canaria, im Alter von nur 40 Jahren völlig unerwartet an den Folgen eines Herzinfarkts von uns gegangen.
Egal ob Uli, Ulla oder Tante Ulla, der schmerzliche Verlust trifft neben der Familie nicht nur den großen Freundes- und Bekanntenkreis, sondern auch die ganze Szene direkt. Denn mit Uli geht auch eine sehr engagierte Persönlichkeit. Er brachte sich bei zahlreichen Demos ebenso ein wie beispielsweise bei der Einweihung der Gedenkstele für die homosexuellen Opfer der NS-Zeit. Mit seinem Team organisierte er einen Wagen beim Faschingsumzug, war Sponsor des CSD, Unterstützer der AIDS-Hilfe nicht nur zum Welt AIDS Tag. Die RadioGays-Sendung auf RadioZ war ihm eine Herzensangelegenheit – Uli war überall dabei. Auch uns gegenüber war er über all die Jahre stets ein loyaler und zuvorkommend herzlicher Kamerad. Doch den ‚einen‘ Freund, der ihn persönlich in all seinen Facetten kannte, gab es offenbar nie. Enge Vertraute vergleichen ihre Beziehungen zu ihm mit einem Puzzle. Jedem gab er ein Stückchen persönliche Information über sein Leben preis. Nur gemeinsam kann man ein vollständigeres Bild von ihm darstellen.
Geboren in Rumänien wuchs Ulrich mit Schwester, Nichte und Neffe in Nürnberg auf. Zu seinen Eltern hatte er ein gutes Verhältnis, Mutter und Stiefvater standen immer hinter ihm. Doch er hatte auch einen Kodex: „Eltern müssen nicht alles wissen“. Uli absolvierte zunächst eine Ausbildung im Logistikbereich. Danach zog es ihn in die Gastronomie. Zuerst arbeitete er als Schankkellner beim „Lederer“, doch bald schon auch in der Szene im legendären „Walfisch“ und im „Alt Prag“, hier unter Wirt Volker. Im Januar 2011 erfüllte sich Uli seinen Wunschtraum: Wirt einer eigenen Bar zu sein. Ab jetzt war er selbst fünf Jahre lang Alt Prag-Chef am Hallplatz, noch im letzten Nürnberg-Jahr übernahm er das benachbarte „La Bas“ dazu. Seine ehemaligen Mitarbeiter beschreiben ihn als korrekten, optimistischen, spontanen, hilfsbereiten und emotionalen, aber auch sensiblen Menschen. Mit viel Spaß feierte er gerne mit seinem Team, zusammen mit den Gästen machte er die Nächte durch. “Man lebt nur einmal“, war sein bevorzugtes Lebensmotto, und „Wenn‘s mal brennt, nicht den Wodka vergessen“, witzelte er gerne. Unvergessen die zahlreichen Live-Musik-Shows und Partys im Rockdiscostil. Uli vergab Aufgaben und vertraute seinen Leuten. Seine Hilfsbereitschaft ging auch über die Szene hinaus, wie etwa Flüchtlingen gegenüber, die längere Zeit in einem Protestcamp auf dem Hallplatz ausharrten.
Der Travestiekunst war Ulla in früheren Zeiten sehr zugetan. Er wünschte sich einst mehr Auftritte. Wer Uli persönlich kannte, der zählte auf seine Mode-Typ-Beratung bei einer Shoppingtour. Nebenbei gab er gelegentlich auch den Verkäufern erfolgreich Tipps für eine Umsatz steigernde Sortimentsauswahl. Seine eigene Lieblingsfarbe war Lila. Außerdem konnte Uli an keinem Buchladen vorbeigehen, egal ob in Nürnberg oder in anderen Städten. Er verschlang Romane, fand hierin gerne einen beruhigenden Ausgleich, bevorzugt in der Badewanne. Entsprechend waren Bücher überall in seiner Wohnung gestapelt. Mit Hamburg verband ihn ein freundschaftliches Verhältnis zu den Besitzern der „Hongkong“-Bar. Klassik, Operetten und Peter Maffay waren seine Musikfavoriten. Das Nürnberger Klassik-Open-Air wurde jedes Jahr mit Familie und Freunden großartig zelebriert, dazu gehörte traditionell auch ein privates Buffet.
Dass Uli mehrere gesundheitliche Probleme zu schaffen machten, war bekannt. Doch mochte er nicht vor dem Team jammern und hat sich oft nichts anmerken lassen. Nach einem Urlaub im Mai 2016 auf Gran Canaria zog es ihn nicht mehr in die Heimat zurück. Er lebte seitdem auf seiner Trauminsel, auf welcher er sich bis dahin jedes Jahr mindestens für ein paar Wochen aufhielt. Wärme und Sonne taten ihm gut, hier fühlte er sich besser. Uli arbeitete zuletzt als Barkeeper im Shoppingcenter Cita in der Bar „Zur Flotte“. Sein Wunsch, auf der Insel zu leben, zu sterben und irgendwann die letzte Ruhe zu finden, hat sich dramatisch schneller als erwartet erfüllt. Die Aussichtsplattform im Naturreservat „Pinar de Tamadaba“, mit der schönsten Aussicht auf die Nachbarinsel Teneriffa, war sein Lieblingsplatz. Dort wurde sein letzter Wille erfüllt, seine Asche im Wind verstreut.
Der Gedenkgottesdienst für alle, die Abschied von Uli nehmen wollen, findet am Donnerstag den 30. März 2017 um 15:30 Uhr in der Evang.-luth. Christuskirche Nürnberg (Siemensplatz 2, Ecke Landgrabenstr./ Tafelfeldstr.) statt.
Zur Erinnerung: Weitere Bilder von Uli findet Ihr auf unserer ALT PRAG Partybilderseite
NK/ GAYCON März 2017
Trauer
Die Nürnberger Community trauert. Peter Schneider, der Direktor des Paradies Revue Theater, ist tot. Er ist am Samstag den 16. April 2016 im Alter von 64 Jahren von uns gegangen, zwei Tage vor seinem Geburtstag. Er war als Chef, Mentor, Freund und in seiner Familie sehr beliebt. Auch wenn er nun eine schmerzliche Lücke hinterlässt, er wird bei allen Menschen die ihn kannten, in deren Herzen verbleiben. Vielen Gästen des Paradies wird Peter als Travestiekünstler unter dem Namen „Patric Dupont“ in Erinnerung bleiben. Besonders seine Parodien als Zarah Leander, Connie Francis und Gitte Haenning kamen vom Herzen. Auf die Bühne zog es Peter bereits als achtjährigen Jungen auf der Weihnachtsfeier der Karnevalsgesellschaft „Nürnberger Trichter“. Mit Gedichten in Nürnberger Mundart wie „die Christbaumspitz“. 1989 war er im Außendienst der Firma Sprüngli beschäftigt, als er nebenbei zum ersten Mal mit der Travestiekunst auf der Paradies-Bühne stand. Dort arbeitete auch sein Lebenspartner Thomas Heber. 1990 hat Peter Schneider in einer mutigen Aktion das Theater übernommen, weil es zum Verkauf stand. 1996 wurde das übliche drei Show-Programm in eine Revue-Show umgestellt und seitdem bis heute beibehalten. Peter unterstützte auch als Mentor schon immer viele Nachwuchstalente.
Am Mittwoch, dem 27. April 2016 gaben soviel Freunde und Wegbegleiter dem verstorbenen Theater-Direktor die Ehre auf seinem letzten Weg, dass die Trauerhalle auf dem Südfriedhof kaum ausreichte. Frank alias France Delon und Olaf alias Elke Winter erinnerten in bewegenden Worten an unvergessene Momente einer gemeinsamen Zeit. Frank sprach stellvertretend für alle Künstler das Versprechen aus, 40 Jahre ‚Paradies’ auf jeden Fall voll zu machen. Auch heitere Anekdoten über ‚Patrick Dupont’ gab es zu hören. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge, aber auch einem abschließenden Applaus als Würdigung für einen großartigen Theaterkünstler, wurde Peter verabschiedet.
Nürnberger Community trauert
Jürgen Wolff ist am Mittwoch den 08. Oktober 2014 mit 73 Jahren verstorben. Durch seinen vorbildhaften Einsatz für die Schwulenszene in Nürnberg hat er wesentlich dazu beigetragen, unsere Interessen zu verwirklichen. Wohlgemerkt seit einer Zeit, in der es noch jede Menge Mut brauchte, sich offen schwul in der Kommunalpolitik zu behaupten. Er hat nie ein Blatt vor den Mund genommen, wenn es darum ging, Diskriminierer in die Schranken zu weisen. Mit der „Grünen Inge“ geht einer der Wegbereiter unserer queeren Selbstverständlichkeit für immer von uns. Rund 40 Jahre hatte Jürgen als Stadtrat die Nürnberger Politik mitgestaltet. Nach gesundheitlichen Rückschlägen lebte er seit November 2011 im St. Johannis-Stift, wo er nun am Mittwochabend verstarb.
1960 kam Jürgen als 19jähriger DDR-Flüchtling in die Frankenmetropole. 1972 wurde er für die SPD zum ersten Mal in den Nürnberger Stadtrat gewählt. Im Herbst 1981 ist er aus der Partei ausgetreten, wurde Mitbegründer der Unabhängigen Alternativliste bis Ende 1982. Erst seit Frühjahr 1983 folgte die lange Verbundenheit zu den Grünen. Als gelernter Malermeister war Jürgen 20 Jahre lang mit einem eigenen Geschäft selbständig. Die Investitionen in einen Verlag und eine Galerie bezeichnete er in einem Interview, das er uns 2012 gab, selbst als wirtschaftlichen Schwachsinn, der ihm aber Spaß bereitet habe. Besonders die Kulturszene seiner Stadt war ihm als Politiker sehr wichtig. Als Fotograf dokumentierte er die Nürnberger Stadtentwicklung, war viele Jahre Pressereporter der „Nürnberger Schwulenpost“, arbeitete fasziniert an Männer-Fotoserien oder als Autor an Buchprojekten. Besonders in den 80er/ 90er Jahren dokumentierte der aktive Szenegänger fotografisch unzählige Veranstaltungen. Von den ersten Nürnberger CSD‘s über Empfänge, Diskussionsrunden bis zu den ‚Schwulen und Lesben – Galas‘. Bei Fliederlich e.V. war er einige Jahre im Vorstand, stellte einen direkten Draht des schwul-lesbischen Vereins zur Nürnberger Kommunalpolitik her. In einem Presse-Interview im Januar 1996 gab uns Jürgen Wolff auf die Frage „Glaubst du, dass Nürnberg für die Zukunft einen höheren Bedarf z.B. an schwulen Veranstaltungen hat?“ folgende weitsichtige Antwort: „Ich denke, dass der Nachfrageschwerpunkt bei gemischten Veranstaltungen liegen wird, wo jeder hin kann. Schwule Sänger, Kabarettisten usw. sind hierbei allerdings ein wichtiger Faktor des Emanzipationsprozesses. Die können sich gar nicht oft genug zeigen.“ Unsere gegenwärtige Partykultur bestätigt heute, 18 Jahre später, seine Vision. Jürgens oft überraschend direkte Art wird uns irgendwie fehlen. Nicht nur seine berüchtigten „Klöppel“-Anekdoten haben uns, anwesende Lokalgäste und Wirte häufig zum Staunen und Schmunzeln gebracht. Vielleicht schaut er jetzt aus rosa Wolken auf unsere gesamte Community mit ihren manchmal seltsamen Eitelkeiten und freut sich darüber, dass er unseren Weg nach Heute mitgestalten und leichter machen konnte. Servus Jürgen. Wir denken dabei an Dich.
Die Beisetzung von Jürgen Wolff wird im engsten Familienkreis stattfinden. Eine Gedenkfeier zu seinen Ehren und in Erinnerung an ihn findet am Samstag den 01. November 2014 um 18:30 Uhr im Kindertheater Mummpitz/ Kachelbau (Michael-Ende-Str. 17) an der Rothenburger Straße statt. Jürgen Wolff stand mit seiner Politik und seinem Einsatz für Nachhaltig- und Dauerhaftigkeit. Insbesondere lag ihm die Unterstützung für die vielen Projekte Nürnbergs, welche die Stadt bereichern und lebendig machen, am Herzen. Daher wird statt Blumen um eine Spende für „Mummpitz, Theater für Kinder und Jugendliche e.V.“ (Sparkasse Nürnberg, IBAN DE 1376 0501 0100 0513 8375, Stichwort „Jürgen Wolff“) gebeten.
NK/ GAYCON OKTOBER 2014
Unser Hausbesuch-Interview mit Jürgen (Januar 2012) ist weiterhin online:
Nach fast 40 Jahren als Nürnberger Stadtrat beendet Jürgen Wolff (70) seine politische Karriere.
Gedenkfeier
Der Saal des Mummpitztheaters im Kachelbau reichte kaum aus für die Menschen, die Abschied vom ehem. Stadtrat Jürgen Wolff nahmen. Angehörige, Freunde, Weggefährten des Mannes, der unbestechlich und unbeirrbar seinen Weg ging, trafen sich zu einer beeindruckenden Feier. Vor den rund 200 Personen moderierte Ralph Hoffmann, es sprachen Bürgermeister Dr. Klemens Gsell, Prof. Hermann Glaser, Dieter Barth für den CSD-Verein, Michael Glas für Fliederlich e.V. und einige weitere. Musikalisch umrahmten u.a. die Trällerpfeifen die Gedenkstunden, die Pocket Opera Company überraschte mit einer Performance. - 01. November 2014
„Flieg junger Adler“
Der gleichnamige Songtitel des deutschen Countrysängers Tom Astor wird in den Gedanken derer, die Szenewirt Walter Meyer vom „La Bas“ kannten, wohl für immer mit ihm verbunden bleiben. Ein Urgestein der Nürnberger Szene hat am Sonntag den 6. Juli 2014 im Alter von 71 Jahren für immer die Augen geschlossen. 35 Jahre lang war Walter der Chef der Szenekneipe „La Bas“, die ihre Anfänge in der Dr.-Kurt-Schumacher-Straße hatte und seit Anfang der 90er Jahre am Hallplatz fester Bestandteil der Community ist. Auch das „Alt Prag“ ebenfalls seit Anfang der 90er Jahre und die Szenekneipe „Einfachso“ zum Ende dieser Dekade wurden von Walter gegründet. Zu den beliebtesten Kosenamen, die seine vielen Freunde ihm gaben, gehörten „Traudl“, „Trudi“ oder auch „die Bucklige“. Der in Herzogenrath bei Aachen geborene Rheinländer, gelernter Metzger und Koch, ist seit über 40 Jahren in Nürnberg zu Hause gewesen. Sein großer Lebenstraum jedoch war das „La Bas“, gewissermaßen Zuflucht und Heim für alle, die in der Szene ihren Platz suchten. Der soziale Status spielte hier keine Rolle. Arbeitsloser, Arzt oder Anwalt, hier waren sie alle willkommen. Hinter der manchmal rauen Schale, die ihn vielleicht auch schwierig erscheinen ließ, verbarg sich doch eine Seele an Kerl, die niemals jemanden im Stich gelassen hätte. Wer jedoch versuchte, ihn auszunutzen, machte schnell die Erfahrung, dass Walter „sie alle erwischte“. Deutsche Musik, die das Thema ‚Fliegen‘ zum Inhalt hat, mochte er besonders gern. Inspiriert davon besuchte er so manchen der besungenen Orte höchstpersönlich, von Kuba bis Thailand. Walter hat sich seine Auszeiten gegönnt. Nun ist er nach wenigen Tagen Klinikaufenthalt auf seine letzte lange Reise gegangen. Doch wie Andreas Gabalier in seinem eigenen Lieblingslied besingt: „Amoi seg‘ ma uns wieder!“
Die Szene und alle seine Freunde haben Gelegenheit, mit seiner Familie von Walter Abschied zu nehmen bei der Trauerfeier auf dem Nürnberger Westfriedhof am Donnerstag den 10. Juli 2014 um 14:15 Uhr in der neuen Aussegnungshalle.
NK/ GAYCON JULI 2014
„Flieg junger Adler hinaus in die Freiheit
Schau nur nach vorn nie zurück
Hör auf dein Herz und folg nur den Gefühlen
Ich wünsche Dir viel Glück“
(Tom Astor)