Chronologische Reihenfolge von oben nach unten: Auslosung CSD Demo Reihenfolge (2024), Jubiläum 35 Jahre RadioGays (2023), RadioGays Special mit OB Kandidaten (2020), Sondersendung 30 Jahre Radio-Gays (2018), Jubiläumssendung 25 Jahre (2013), Bericht 25 Jahre Fliederfunk / Radiogays (2013)
Auslosung
Demo-Positionen CSD Nürnberg
Zum achten Mal wurden die CSD Nürnberg Demo-Positionen in der Sendung der RadioGays bei Radio Z ausgelost. In diesem Jahr endlich wieder Live am Mikrofon am vierten Juli-Donnerstag. In diesem Jahr im Studio dabei: Bastian, Andreas, René, Yannick und Timo vom CSD OrgaTeam, Tanja von Purple Sundays & Lets Meet & Dyke March, und wir, Norbert als GAYCON Presse mit Ehemann Klaus. Wir können den ordentlichen und sehr spaßigen Auslosungs-Ablauf bezeugen. Die Glücks-Elfen am Radio-Mikrofon-Tisch zogen aus vier Behältnissen (Fußgruppe/ LKW/ PKW, Fahrrad) die angemeldeten Gruppen für den Demozug 2024. Andreas berichtet, dass es mit 57 angemeldeten Gruppen, überwiegend aus der Region, wieder eine Rekordbeteiligung bei der CSD Demonstration gibt. +++ Angeführt wird die bunte Präsenz auf der Straße vom CSD Nürnberg Vorstand mit Bastian Brauwer, gemeinsam mit Schirmherr OB Marcus König. Anschließend folgt die große Regenbogenfahne, von vielen Community-Händen getragen, welche bei der Eröffnung der PRIDEWEEKS eindrucksvoll als Bühnenhintergrund hing. Als Gastgeber führt dann der LKW des CSD Fördervereins Nürnberg als Position 1 an. In der Mitte, auf Position 24 vorplatziert, der Vielfalts-Bus der N-ERGIE. Dieser könnte auch Personen aufnehmen, die den Demozug nicht mehr zu Fuß schaffen sollten. Festgesetzt wurde auch der Fahrrad-Block mit vier Gruppen am Ende des Zuges, weil es im letzten Jahr in Berlin mit Fahrradgruppen mitten in der Demoschlange Probleme gab.
1. LKW CSD Nürnberg Pride
2. Fußgruppe FrankenTourismus & Friends
3. Fußgruppe DGB Jugend Mittelfranken
4. LKW Queer*treff Container
5. Fußgruppe Stadtmission Nürnberg e.V.
6. Fußgruppe D‘Schwuhplattler München e.V.
7. LKW Evangelische Jugend Nürnberg & Erlangen
8. Fußgruppe Piratenpartei Metropolregion Nürnberg
9. Fußgruppe Verein der Griechen aus Efxinos Pontos e.V.
10. LKW Achilleus Sauna
11. Fußgruppe CROSSundQUEER Chemnitz
12. Fußgruppe Staatstheater Nürnberg
13. LKW Volt
14. Fußgruppe Verein Kassandra e.V.
15. PKW Consorsbank
16. Fußgruppe PETA Streetteam Nürnberg
17. LKW Rummelsberger Diakonie
18. Fußgruppe Schlampenlichter e.V.
19. Fußgruppe Amnesty International
20. LKW INNOMOTICS & Pride@SIEMENS & Siemens healthineers
21. Fußgruppe Quarteera e.V.
22. Fußgruppe Nürnberg Furs – Offizielle Nürnberger Furrycommunity
23. Fußgruppe Buntfunk
24. Bus N-ERGIE
25. Fußgruppe AG SPDqueer Mittelfranken
25. Fußgruppe AWO Nürnberg
26. LKW Team Sabamühle + Guampa
27. Fußgruppe Bunte Runde der VielfALT
28. Fußgruppe Omas gegen Rechts Nürnberg
29. LKW Bar59
30. Fußgruppe Die Trällerpfeifen e.V.
31. Fußgruppe alltogether@DATEV
32. PKW NÜRNBERGER Versicherung
33. Fußgruppe Internationaler Bund e.V.
34. LKW AIDS-Hilfe Nürnberg-Erlangen-Fürth e.V.
35. Fußgruppe Queer in Niederbayern e.V.
36. Fußgruppe JennyFear@DragQueen
37. LKW Haus33 x PUMA Truck
38. Fußgruppe Rosa Panther Nürnberg e.V.
39. Fußgruppe Klinikum Nürnberg
40. LKW Bündnis 90/ DIE GRÜNEN NÜRNBERG
41. Fußgruppe Ohm Technische Hochschule Nürnberg
42. PKW Deutsche Post DHL – Delivered with pride
43. Fußgruppe Landschafts_Architektur for QUEER
44. LKW Fliederlich e.V.
45. Fußgruppe PurpleSundays
46. Fußgruppe PARTEI MENSCH UMWELT TIERSCHUTZ
47. LKW Der CULT – nightclub & more powered by Tattoo-Garage Nürnberg
48. Fußgruppe Linker Block
49. Fußgruppe SUSE
50. LKW Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. – Regionalverband Mittelfranken
51. Fußgruppe NLC Nürnberger Lederclub e.V.
52. Fußgruppe SFT goes CSD
53. Fußgruppe Hans-Sachs-Gymnasium Nürnberg
54. Fußgruppe Freie Demokraten (FDP) Nürnberg
55. Radgruppe Freie Wähler
56. Radgruppe Die Linke. Nürnberg Stadt und Land
57. Radgruppe Partei der Humanisten Bayern
(Die Nummer 25 ist doppelt belegt, kein Schreibfehler!)
+++ Gruppen können sich weiterhin über die Webseite des CSD Nürnberg anmelden, sie werden dem Demozug einfach vor den Radgruppen angefügt. +++ Hinweis: Privatpersonen können sich jederzeit anschließen! +++
Fotos/ Text: NK
GAYCON Juli 2024
Jubiläum
35 Jahre RadioGays bei RadioZ
In einer Sonder-Jubiläums-Sendung feierten am vierten Juni-Donnerstag die „RadioGays“ auf Radio Z ihren 35. Geburtstag. Die Lokalen Leidenschaften mit Lisa und Andreas stellten ihre Sendestunde zur Verfügung, darum konnte doppelt so lang wie üblich in Erinnerungen, Anekdoten und Interviews geschwelgt werden, mit einigen Gästen vor dem Mikrofon und natürlich mit viel Musik. Ulrich, Lukas, Frank, Basti und René zeigten sich im neuen RadioGays T-Shirt-Design und schnitten die Jubiläumstorte gemeinsam an. Die Räume waren bei hochsommerlichen Temperaturen gut besucht. Unter anderem sangen die Trällerpfeifen live an den Mikrofonen. Deren Proben fanden kurz vorher nebenan im (Sauna-)Studio statt. Zwischen Sekt, Jubiläumstorte, Jubiläumskuchen, befragten wir auch das neue Team. Nach dem Ableben von Uschi Unsinn, die Sendungen oft im Alleingang stemmte, aber auch die Zeit hatte, tief in eine Materie zu recherchieren, hat sich einiges geändert. Ein buntes Team bespielt regelmäßig den Sendeplatz zu unterschiedlichen Themen und setzt die Tradition in einer neuen Ära fort. Nicht mehr ganz so politisch wie zu Uschis Zeiten, worüber sich einige Hörfans auch schon positiv geäußert haben sollen. Darum hier ein paar einzelne Statements zur Motivation von einigen ehrenamtlichen Mitgliedern aus dem neuen Team und wie sie die Zukunft des Radios generell sehen.
Viele Leute, ein Ziel
Zum Szeneallrounder herangereift ist Bastian Brauwer, der als CSD Nürnberg Vorstand sowieso schon alle Hände voll zu tun hat… Seine Motivation, auch hier dabei zu sein: „Weil es ein wichtiges Format ist. 35 Jahre sind ein unausgesprochener Auftrag, eines der Projekte von Uschi Unsinn fortzusetzen. Es ist eine ganz andere Welt. Im Radio hat man Möglichkeiten, Themen zu platzieren und ich habe einen Schwung an neuen Leuten kennengelernt. Man lernt durch die Radioarbeit aber auch bekannte Gesichter aus der Community auf einer neuen Ebene kennen als bisher“. Bastian, der im realen Leben eigentlich als Steinmetz in der Oberpfalz arbeitet, betont: „Ich höre jeden Tag mindestens eine Stunde Radio. Es ist mein Informations-Medium Nr. 1. Ein breites Spektrum an Nachrichten-Programmen, während man im Internet mit zwei Klicks in einer Bubble landet. Radio konsumiert man passiv, das Internet gefühlt aktiv, doch dort bestimmen die Algorithmen. Radio ist toll, man lässt sich berieseln mit Infos, Klatsch, Musik. Einfach zurücklehnen und die Wundertüte genießen.“
Der nächste im Bunde ist auch in der SMAG-Gruppe von Fliederich aktiv. Ulrich Illners Motivations-Keim bei den RadioGays mitzumachen: „Ich habe in der Anfangszeit mit zu den Hörern gehört. Ich habe Spaß an der Radioarbeit, insgesamt möchte ich meine Kontakte nutzen, um die Gruppen untereinander mehr zu vernetzen. Egal ob Fliederlich, Uferlos Bamberg oder SUB München“. Ulrich, der im realen Leben als Immobilienkaufmann arbeitet, ergänzt: „Radio ist heutzutage wegen dem Podcast-Format so aktuell wie nie. Ein Bogen von der früheren in die jetzige Zeit. Podcast ist ‚Radio to go‘, aktuell beliebt wie selten zuvor. Zu allen Themen findet man Ausgaben, egal ob zu Queer oder Gesundheit. Jetzt bestimmst du, wann du zuhörst.“
Eigentlich ist Lukas Merkel Teamer bei der Jugendinitiative von Fliederlich, moderiert den Queeren Polittalk zum CSD und singt sogar in einer Band. Im alltäglichen Leben arbeitet er als Fachinformatiker. „Es ist wichtig, sich einzubringen und sich für queere Belange einzusetzen. Ich erzähle auch von meiner Coming out Erfahrung, denn das hat in meiner Umgebung gefehlt. Ich hatte nie etwas über Homosexualität gehört, außer über die Kirche. Wichtig ist es, für Akzeptanz zu werben, bei der nächsten Generation. Als Junge fehlten mir ‚Du bist nicht allein‘-Hinweise“, betont Lukas seine Motivation. „Radio hat auf jeden Fall Zukunft, gerade über das Internet. Gestreamt wird nicht nur Musik, das Publikum hört auch gern Geschichten und Gespräche.“
Zum Redaktionsleiter von den RadioGays hat sich Frank Mann entwickelt. „Ich habe die Überzeugung, dass ich mit einem Engagement im queeren Bereich die Sichtbarkeit von Personen erhöhen kann, die ihr Coming out bereits hatten oder erst noch vor sich haben. Ich wollte schon immer Radio machen. Habe den Schopf ergriffen und gehe darin 100 Prozent auf“, beschreibt Frank, der beruflich beim Ordnungsamt der Stadt Herzogenaurach arbeitet. „Das Medium Radio muss gepflegt werden, im Vergleich zu den Streaming-Portalen. Es gibt die Akzeptanz, wieder Radio zu hören. Nicht vorspulen zu können, sondern sich treiben zu lassen. Dafür arbeiten wir.“
René Scheuermanns Motivation, bei den RadioGays mitzumischen: „Zum einen weil ich das ‚Erbe‘ von Uschi fortführen will, schließlich war es ein Teil ihres Lebens. Zum anderen weil ich es für wichtig empfinde die Hörer*innen über Sachverhalte, welche die queere Community betreffen oder aus dieser kommen, zu informieren. Nicht jeder Mensch ist in den sozialen Netzwerken unterwegs und da bietet sich eine Radiosendung als gute Alternative an. Außerdem macht es einfach Spaß, ins Mikrofon zu quatschen“. René arbeitet als Sozialpädagoge bei der AIDS Hilfe Nürnberg. Außerdem ist er dort bei der Prävention Männer*.Sex.Gesundheit aktiv und hat die Leitung vom Präventionsteam ‚Sexpert*innen‘.
Schön, dass sich so eine vielfältige Gruppe zusammengefunden hat, die dem traditionellen Sendeplatz der queeren Community in Nürnberg und der Region treu bleibt, und die RadioGays bei Radio Z in die Zukunft fortführt.
Text/ Fotos: Norbert Kiesewetter
GAYCON Juni 2023
Regenbogen-Zentrum?
Anlässlich der Kommunalwahlen in Bayern Mitte März 2020 fand am zweiten Januar-Donnerstag eine RadioGays Special Sendung bei RadioZ mit drei OB Kandidaten statt: Verena Osgyan (Bündnis90/ Grüne), Thorsten Brehm (SPD) und Marcus König (CSU). In Nürnberg wird die Oberbürgermeister-Wahl sehr spannend, weil der amtierende OB Dr. Ulrich Maly trotz großer Beliebtheit im Volk nach 18 Jahren nicht mehr kandidieren wird. Moderatorin Uschi Unsinn, Markus und Bastian vom CSD Förderverein erstellten einen eigenen Fragenkatalog, inklusive Anregungen, die im Vorfeld per Mail und Social Media aus der Community kamen. Überraschenderweise gab es keinen Anruf während der Live-Sendung. Im ersten Thema wurde über die engen Platzverhältnisse des Fliederlich-Zentrums geredet und wie die Kandidaten zu einem „Regenbogen-Zentrum“ in Nürnberg stehen. Als Vorbild dient die Landeshauptstadt München. Das Nürnberger Haus sollte mit Saal, mehr Platz für Büro & Beratung, queerem Jugendzentrum und u.a. auch Not-Wohnungen für LGBTTIQ* Menschen, welche von ihren Familien ausgestoßen wurden, ausgestattet sein. Alle Kandidaten stehen diese Frage sehr wohlwollend gegenüber. „Wichtig ist ein Konzept, dann kann die Stadt auch mehr Geld in die Hand nehmen“, meint Thorsten Brehm. „Die Idee wäre eventuell, ein queeres Jugendzentrum mit einem bestehenden Zentrum zusammenzulegen. Für ein Regenbogen-Haus könnte die Stadt die eigenen leerstehenden Gebäude überprüfen“, meint Verena Osgyan. „Grundsätzlich finde ich separieren schlecht, integrieren besser“, meint Marcus König, der sich aber ebenfalls für ein Queeres Zentrum offen zeigt. Alle Kandidaten forderten die Community auf, das Projekt in die Stadtratspolitik und an die Fraktionen heranzutragen. Das Konzept auszuarbeiten und sich nicht vom Amt abwimmeln zu lassen. Sondern einen Gemeinschaftsantrag über alle Parteien in den Stadtrat zu bringen. In der weiteren Diskussion wurden die Themen Verkehrswende, Nachtleben, Räume für Kulturschaffende und der Auftritt von Maaßen angeschnitten. Wenn Nürnberg Kulturhauptstadt 2025 wird, möchte sich der CSD Nürnberg Förderverein um den Europride 2025 bewerben. Die OB Kandidaten sicherten die Unterstützung von Seiten der Stadt auch finanziell zu. Thorsten Brehm gab zu bedenken, dass es 2025 Engpässe in der Hotellandschaft geben könnte. Insgesamt gehen die OB Kandidaten harmonisch miteinander um. Es geht um die „besten Ideen“, die für Nürnberg umgesetzt werden sollen. Egal von welcher Partei. Das gute Miteinander unter den demokratischen Stadträten wollen sie sich auch nach der Wahl erhalten. Wer in die ausführlichen Wortlaute reinhören möchte: Die RadioGays Sendung ist noch eine Woche in der RadioZ-Mediathek abrufbar. (NK)
GAYCON Januar 2020
30 Jahre jung
In einer Sondersendung feierte am dritten Juni-Donnerstag das queere Magazin „Radio Gays“ auf Radio Z seinen 30. Geburtstag. Die Lokalen-Leidenschaften mit Lisa und Andreas stellten ihre Sendestunde zur Verfügung und waren im Studio vor Ort, deshalb konnten gleich zwei Stunden Programm über den Äther gehen. Moderatorin Uschi Unsinn schwelgte in Erinnerungen der letzten dreißig Jahre, kramte auch Anekdoten und Sendeausschnitte aus dem Archiv. Bastian und Andreas vom CSD Nürnberg Verein waren ebenfalls anwesend und überraschten mit einer Regenbogen-Jubiläumstorte, einer liebevollen Ganztages-Handarbeit von Andis Schwester. Einer der seltenen Momente, wo Frau Unsinn spontan sprachlos blieb. Natürlich wurde gemeinsam feucht fröhlich auf das Jubiläum angestoßen. Zusätzlich labten sich die Studiogäste an Pizzastücken, vor der leckeren Jubiläumstorte zum Nachtisch. Geschichtlich interessant, das Zitat aus einem Bericht zum Alternativen Medienpreis: „Als 1987 Radio Z aus Nürnberg als erstes freies Radio in Bayern eine Sendelizenz beantragte, gab es mit nur hauchdünner Mehrheit eine Sendegenehmigung vom damaligen Medienrat. Anstoß nahm das Gremium vor allem an dem Vorhaben von Radio Z, eine wöchentliche Schwulensendung ins Programm zu nehmen. Der damalige Landtagsabgeordnete meinte: ...‘wenn wir heute sagen die Zielgruppe der Schwulen darf senden, dann kommen morgen die Lesben und übermorgen die Fixer‘.“ Zur Jubiläumssendung schaute GAYCON vorbei, und hat einige Impressionen eingefangen.
25 Jahre radioaktiv
In einer geselligen Runde trafen sich am 17. Oktober mehrere Generationen Fliederfunker, Radio-Gays und Gäste, um in einer zweistündigen Sondersendung über ein Vierteljahrhundert Aufmischung bayerischer Rundfunk-Frömmigkeit zu resümieren. 1988, Geburtsjahr des Fliederfunks auf Radio Z, war auch das Jahr, in dem Homopartnerschaften in wichtigen Teilen der Hetero-Ehe gleichgestellt wurden, allerdings in Dänemark. In Bayern bedurfte es erst peinlicher Enthüllungen um schwule Werbeikonen, ermordete Modeschöpfer oder suizide Hossa-Sänger, um das Rad der Zeit vom gefühlten Mittelalter hin zum Deutschland der Gegenwart zu bewegen. Genauso bedurfte es aber auch mutiger Medien, um das Thema Homosexualität auch weißblau gesellschaftsfähig zu machen. So hatte man bei den Anekdoten der Rundfunker heftige emotionale Zeitsprünge zu bewältigen. Wegen allzu delikater Beschreibungen musste z.B. vorübergehend vorproduziert und von der Landesmedienzentrale genehmigt, anschließend „nur“ noch ein Sendemitschnitt abgeliefert werden. Zum 25sten kam eigens der ehemalige Fliederfunker Daniel aus Berlin angereist. Vom Martin gab es ein besonderes Geschenk – er hat die Sendemitschnitte aus den Anfangsjahren in mühevoller Kleinarbeit digitalisiert und so vor dem Wegwurf durch Radio Z gerettet. Hört doch gelegentlich mal rein am Donnerstag um 21:00 Uhr auf 95,8 Mhz bei Radio Z oder per Livestream unter www.radio-z.net. Oder werdet bei Interesse einfach selbst zum Radio Gay, die Jungs würden sich freuen! Kontakt: www.radio-gays.net
(NK)
GAYCON Oktober 2013
25 Jahre Fliederfunk & Radiogays
Vor 25 Jahren, am 16. Juni 1988, erfolgte die Erstsendung vom Fliederfunk, dem ersten offiziell gesendeten schwulen Radioprogramm in der damaligen Bundesrepublik Deutschland ohne (West) Berlin. Zu einer Zeit, in der das Radio neben dem Zeitungswesen und dem Fernsehen noch eine vorrangige Informationsquelle darstellte. Das Internet lag damals noch am Wickeltisch.
„Mann, das war eine der aufregendsten Stunden meines Lebens! Was hatten damals zahlreich konservative Kreise, Kirchen, CSU und sonstige selbst ernannte Sittenwächter gegen die Ausstrahlung agitiert, konnten diese aber letztendlich nicht verhindern“, beschreibt Ralph Hoffmann seine Mitarbeit als damaliger Fliederfunk-Redakteur. „Sie fürchteten, wir würden schwule Nachwuchswerbung und Pornographie via Äther verbreiten. Aber wir haben es geschafft, von Nürnberg aus einen echten Meilenstein zu setzen.“ Allerdings erwies sich die Praxis komplizierter als gedacht. Radio Z sendete damals nur von 17 bis 20 Uhr und teilte sich die Frequenz mit einem anderem Sender: CMS-Radio. „Wir durften erst um 23 Uhr ran, wegen des Jugendschutzes. Wir waren ja für die bayerischen SittenwächterInnen Schweinskram. Und so musste der Nachbarsender auf der Frequenz gegen dessen Willen ausgeblendet werden“, erinnert er sich.. „Doof war auch, dass wir für 60 Minuten Sendezeit 75 Minuten Wortbeitrag hatten!“
Über zwanzig Mitarbeiter durchliefen mal kurz oder länger die Fliederfunk- bzw. heutige Radiogays-Redaktion. „Meine Spezialität war eigentlich die Kultur. In einigen ‚kulturwissenschaftlichen Untersuchungen‘ habe ich über die Homosexualität von Fernsehikonen wie Ernie & Bert, den Schlümpfen etc. spekuliert. Persönlicher Höhepunkt war die zweieinhalbstündige Hommage an Klaus Nomi zum 10. Todestag“, erinnert sich Daniel Aldrige, der Anfang der 90er Jahre dabei war. „Das Radio hat mich nie losgelassen. Heute sende ich auf dem Offenen Kanal Berlin und QueerLive. Habe aber auch meine eigene Satireshow ‚Schlampenreport Deluxe‘. Ich finde, Radio als Medium ist eigentlich mehr vom Aussterben bedroht als Zeitungen, da hilft nur noch das Internet (Livestreams). Ich denke, es ist aber weiterhin wichtig, dass die Schwulenszene ihr eigenes Medium hat, um ihre Standpunkte zu vertreten und auf Probleme hinzuweisen.“ Vor einem Jahr hat Daniel eine Aufarbeitung der „Fliederfunk-Affäre“ an der freien Universität Berlin über die „Lederserie“ angefertigt.
In der aktuellen Radiogays-Mannschaft ist Roland Lauer (37) seit zehn Jahren am längsten dabei. Im August 2003 startete der Nürnberger, der inzwischen mit seinem Mann in Fürth wohnt, aus purer Neugier beim Fliederfunk.. „Ich möchte mein Hobby nicht mehr aufgeben. Mir macht beim Radio alles Spaß, obwohl ich an der Technik immer noch nervös bin“, beschreibt Roland seine Gefühlswelt mit den Tücken der (Ausfall-)Technik. „Bei meinem ersten Interview mit Romy Haag in der Garderobe der Lesben- und Schwulen Gala, inmitten lauter halbnackter Oberkörper, war ich auch sehr nervös. Irgendwann folgte die erste Moderation und die Frage, warum wir nicht alle gemeinsam wie beim professionellen Radio moderieren. Damals waren nicht alle einverstanden.“ Wie auch eine Zeitschrift dem Wandel unterzogen ist, kam es im März 2006 zur Namensänderung von Fliederfunk in Radiogays. „Es gab immer wieder Leute, welche die Radioredaktion mit dem Verein Fliederlich verwechselten.“ Mit Radio Z gibt es bis heute wegen der Musikauswahl manchmal Differenzen, weil der Alternativsender Mainstream vermeiden möchte. „Wir wollen aber Musik spielen, die sich Schwule gerne anhören. Die Leute sollen ja nicht abschalten“, findet Roland, der übrigens gelernter Fremdsprachenkorrespondent und Reisebürokaufmann ist, aber seit Jahren als Briefträger arbeitet. „Thematisch hatten wir kürzlich ein tolles Thema über Transgender. Mit Thomas Herrmanns würde ich gern mal ein Interview führen, mit Dirk Bach geht es ja leider nicht mehr.“ Er ist außerdem überzeugt, dass das Medium einen Markt hat, weil in jedem Büro noch immer ein Radio läuft. Im Moment suchen die Radiogays neue Mitarbeiter, die eigenständige Ideen und vor allem Zeit mitbringen. Schaltet mal ein - jeden Donnerstag von 21 – 22 Uhr auf Radio Z 95,8 oder Livestream unter www.radio-gays.net
TEXT/FOTO Norbert Kiesewetter
GAYCON JULI 2013