Chronologische Reihenfolge von oben nach unten: Fliederlich Jahresempfang, Vorstandswahl 2024, Uschis Queeres Wohnen, Vorstandswahl 2023, Schulung der Gruppenleitung 2022, Förderung Modellprojekt 2021, Solidarität 2020, Lesung Rassau & DESI Revival 2018, Jahresempfang (2019 - 2016), CSD Auftakt 2016, Aktion Regenbogenbank 2015
Jahresempfang
Fliederlich lud ein
Das war der traditionelle Jahresempfang, am ersten Mai-Freitag im queeren Fliederlich-Zentrum. Rund 50 Gäste, auch aus Politik, vom Bayerischen Landtag und Nürnberger Stadtrat, sowie zahlreiche Vertretende aus der Community kamen in die Vereinsräume am Plärrer. Nach persönlichen Grußworten von Aurelia Andresen aus dem Vorstand, zeigte Geschäftsführer Michael Glas einen kleinen Jahresrückblick von 2023 als Powerpoint-Präsentation. Insgesamt 17 Gruppenangebote bietet der Verein, 6.700 Menschen kamen im Jahr 2023 zu den Gruppentreffs ins Fliederlich-Zentrum. 30 Ehrenamtliche sind regelmäßig im Verein tätig. Der Queer Treff International wird im Durchschnitt von über 60 Leuten jede Woche geflutet. Im Fliederlich Archiv sind inzwischen die Ausgaben der Nürnberger Schwulenpost (NSP) digitalisiert und im Internet abrufbar. Die Queer Beratung bzw. der Runde Tisch Franken kommt inzwischen gut an und hatte 190 Erstkontakte. Der größte Beratungsbedarf liegt aktuell bei trans- /& nichtbinären Personen. Vorgestellt wurde in diesem Jahr das „LSBTI* Fortbildungen Bayern“ als Kooperationsprojekt von den Münchner Organisationen Trans*Inter*Beratungsstelle, LeTRra Lesbenberatung und Sub Schwules Kommunikations- und Kulturzentrum sowie Fliederlich Nürnberg. Das Projekt wird durch das Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales gefördert. Zentralschwerpunkte sind sensibilisieren, also aufmerksam machen und Interesse wecken. Informieren, Wissen vermitteln und Unsicherheiten abbauen. Vernetzen, kennenlernen und austauschen. Die Fortbildungen finden hauptsächlich online statt. Die Zielgruppe sind Fachkräfte im sozialen Bereich. Queere Schwerpunkte sind je nach Einrichtung Jugendliche, Alter, Flucht/ Migration und Regenbogenfamilien. Inzwischen gab es 60 Veranstaltungen mit ca. 1000 Teilnehmenden. 95 Prozent fühlten sich inhaltlich genau richtig gefordert und konnten durch die Fortbildung ihr Wissen erweitern. 99 Prozent empfanden die persönliche LSBTI* Lebenserfahrung der fortbildenden Personen bereichernd. Abgerundet wurde der Abend mit einem liebevoll präsentierten, leckeren Buffet. Fingerfood für alle in den Varianten Vegan, Vegetarisch oder Fleisch. Grillgemüse, Gemüsefrischkost und Milchreisdessert. Ein großes Dankeschön an das gesamte Team für den gelungenen Abend. Mit vielen geselligen Gesprächen klang der Empfang aus. (NK)
GAYCON Mai 2024
Vorstandswahl
Mitgliederversammlung bei Fliederlich
Beim Treffen am zweiten März-Mittwoch im Vereins-Zentrum wurde der amtierende Fliederlich-Vorstand fast vollständig für ein weiteres Jahr in seiner Arbeit bestätigt: Robert Huber, Anett Buchmann (beide nicht anwesend), Lukas Geyer und Ulrich Breuling. Nur Sabine Klöss verlässt das Amt auf eigenen Wunsch. Für sie rückt Aurelia Andresen nach. 220 Mitglieder hat der Verein aktuell. Beim Rückblick wurde den 27 stimmberechtigten anwesenden Personen und einigen weiteren Interessierten u.a. mitgeteilt, dass insgesamt fast 6700 Besuche im Laufe des letzten Jahres bei Treffen der Gruppen etc. im Fliederlich-Zentrum stattfanden. Die Dependance platzt damit aus allen Nähten, denn es gibt so gut wie keinen freien Termin im Kalender. Insgesamt sind 17 Gruppen, zwei Arbeitskreise und eine Gastgruppe aktiv. 30 regelmäßige Ehrenamtliche und 3,5 hauptamtliche Personalstellen halten das Zentrum am Laufen. Aus Mangel an Nachwuchs und Nachfrage hat die „Rosa Hilfe“ ihre Arbeit bereits Ende 2023 eingestellt. Beim „60+“ Seniorenprojekt steigt die Nachfrage, allerdings schauen hier nur wenige Frauen vorbei. Die „Jugendinitiative“ hat im Durchschnitt 17 teilnehmende queere Jugendliche bei ihren Treffen an jedem Dienstag. Bei den „Eltern queerer Kids“ treffen sich Elternteile von rund 52 queeren Kindern. Bei den „Regenbogenfamilien“ sind 72 Familien vernetzt. Bei der „queeren Wohnungslosenunterkunft“ sind aktuell alle Wohnplätze belegt. Eine Beratung ist aber trotzdem möglich. Beim „AK Flucht und Migration“ steigt die Nachfrage mit über 1000 Besuchenden. Die Beratung ist eher über- als ausgelastet. Nach den obligatorischen Vorstands- und Kassenprüferwahlen wurde auch ein kleiner Ausblick in die Zukunft gewagt. Beim Aktionsplan Queeres Nürnberg wird es etwas konkreter: Das queere Haus für alle Organisationen und Gruppen ist politisch beschlossen. Dem Fliederlich Verein ist die Lage enorm wichtig, wie Zentrum/ Innenstadt, ÖPNV-Anschluss, Barrierefreiheit etc. Aktuell wird dafür ein Objekt von der Verwaltung der Stadt Nürnberg geprüft, welches diese Kriterien erfüllen würde. Wenn alles klappt, wäre das neue Zuhause für Fliederlich ab 2028/29 bezugsfertig bzw. nutzbar. Ein mittelfristiger Ausblick für den Verein. Dieses Jahr ist wieder eine Kranzniederlegung in der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg vorgesehen. Eine IDAHOBIT Aktion, Beteiligung am queeren Aktionsplan und bei den CSDs in Nürnberg & Erlangen sind ebenso geplant. Der traditionelle Jahresempfang wird am 3. Mai ab 19.00 Uhr stattfinden. Für eine gute Planung bittet der Verein um Anmeldung per E-Mail bis 15. April. (NK)
GAYCON März 2024
Nestwärme
Stadt Nürnberg und Fliederlich eröffnen queere Pension
Im vierten Oktober-Donnerstag fand die offizielle Eröffnung der queeren Wohnungslosenunterkunft „Uschis Queeres Wohnen“, betrieben von Fliederlich e.V., statt. In Kooperation mit dem Sozialreferat der Stadt Nürnberg und mit einer finanziellen Unterstützung durch die PSD Bank Nürnberg für die Möblierung der Zimmer. Ein langer Weg liegt hinter der Idee, einen gesicherten Raum für obdachlose LGBTIQ*-Personen, oder auch, wenn sich diese gerade in einer Krisenlage befinden, zu schaffen. Maßgeblich und mit Herzblut beteiligt an der Realisierung des Projekts war der mittlerweile verstorbene Stadtrat Uwe Scherzer, bekannt als Politdragqueen Uschi Unsinn. Schon vor eineinhalb Jahren wurde im Stadtrat über dieses Projekt diskutiert. Als Erinnerung an die Szeneaktivistin hat deshalb die Unterkunft den Namen „Uschis Queeres Wohnen – Queere Pension“ bekommen.
Im Stadtbereich wurden nun zwei Wohnungen in zentraler Lage angemietet, nach einem dreiviertel Jahr Suche nach einem geeigneten Haus. Die Betroffenen leben nun in Form einer Wohngemeinschaft mit jeweils einer Küche und einem Bad pro Wohneinheit zusammen und können nun zur Ruhe kommen. „Schwierig war, ein passendes Objekt zu finden. Traum war ein hotelähnliches Objekt, wo in jedem Zimmer eine Nasszelle mit Dusche für eine gesicherte Privatsphäre sorgt. Leider hat das nicht geklappt“, betont Michael Glas. „Die erste Einheit ist schon voll belegt. Diese zweite Einheit wird ab 01. November bezogen.“ Geplant war für den Anfang ein Objekt für acht bis zehn Personen als realistische Option, die damit erfüllt wurde. Die Unterkunft ist als Zwischenlösung auf dem Weg zurück in die Selbstständigkeit des eigenen Lebens gedacht. Fliederlich sorgt für die Begleitung, Beratung und den Kontakt zum Jobcenter. „Es geht auch um die Stabilisierung der Personen, damit sie wieder länger eine eigene Wohnung, einen Job länger halten können. Da steht Beziehungsarbeit, Vertrauensarbeit im Mittelpunkt“, ergänzt Glas. Der soziale Kontakt bleibt nach der Unterkunft über die Queer Beratung oder über die zahlreichen Fliederlich-Gruppen weiter bestehen.
Sicherer Schutz
Unterschiedlichste Gründe und Lebenslagen führen zum Verlust der eigenen Wohnung. Ein zentraler problematischer Aspekt bei der ordnungsrechtlichen Unterbringung obdachloser Menschen sind die teilweise beengten Schlaf- und Wohnverhältnisse in den offiziellen Unterkünften, wie etwa die Unterbringung in Mehrbettzimmern. Vorprogrammiert ist dabei ein Mangel an Privatsphäre und Ruhe. Ein Nährboden für Konflikte, wie Mobbing, Diskriminierung bis hin zu sexueller Gewalt. Wie lassen sich besonders verletzliche Personengruppen wie LGBTI* in diesem Kontext besser schützen? Eine Studie aus München (Befragung von Fachkräften der Wohnungslosenhilfe zur Situation von lesbischen, schwulen, bisexuellen, trans* und inter* Menschen (LGBTI*) in der Wohnungslosigkeit hat ergeben, dass in den Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe LGBTIQ*-Feindlichkeit in einem deutlich wahrnehmbaren Maß auftritt, worauf die Einrichtungen nicht ausreichend vorbereitet sind. Genaue Zahlen findet ihr unter diesem Link. Für Nürnberg liegt eine gesonderte Studie bisher nicht vor, doch es bekunden Erfahrungsberichte Betroffener eine ähnliche Problematik. Aus dieser Anforderung heraus entstand das Angebot einer Übergangsunterbringung für queere Wohnungslose durch die Stadt Nürnberg. Die Betreuung des Projektes und der dort untergebrachten Personen übernimmt Fliederlich im Auftrag der Stadt, um einen sicheren Raum für queere Menschen zu schaffen.
Text/ Fotos: Norbert Kiesewetter
GAYCON Oktober 2023
Schulung
Leitungs-Update
Am vierten November-Samstag fand die Teamer*innen-Schulung in den Räumen des Fliederlich-Zentrums (Sandstr. 1) statt. Nach zwei Jahren Pause konnte die Reihe nach 2018 und 2019 wieder fortgesetzt werden. Entstanden ist die Idee der Schulung an einem Vereinswochenende. Beschlossen wurde auch, dass die Teamer*innen der einzelnen Fliederlich Gruppen sich nun „Gruppenleitung“ nennen. Rund 30 dieser Posten gibt es insgesamt. Je größer die Gruppe, desto mehr Personen teilen sich die Leitung. Die 14 bei der Schulung anwesenden Personen erörterten grundsätzliche Sachgebiete wie Struktur des Vereins, Hausrecht, GEMA Vorschriften, einheitliches Kassensystem oder einen Notfallplan. Informiert wurde auch darüber, wo die Satzung hinterlegt ist oder wie die Mitgliedergewinnung abläuft. Wie funktioniert die kostenlose Buchausleihe in der Bibliothek, die Abrechnung der Getränkekasse? Oder was ist zu tun beim Wechsel der Gruppenleitung, mit Schlüsselabgabe, Pfand, Kontaktdaten oder Vorstellung neuer Personen im Plenum. „Wichtig ist der gleiche Wissenstand aller Gruppenleitungen“, betont Alieb. Gleichzeitig kann der Vereinsvorstand bei derartigen Schulungen die Leitungspersonen der Gruppen einmal persönlich kennenlernen bzw. verinnerlichen, welche Gruppe aktuell überhaupt aktiv ist. Im Anschluss gab es noch ein Shooting für die Fliederlich-Fotowand. (NK)
GAYCON November 2022
Modellprojekt
Fördergelder des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales für Projekte bei Fliederlich e.V.
Nach monatelangen Verhandlungen ist es nun konkret. Ab sofort wird die Einrichtung einer Beratungsstelle für queere Menschen in Mittelfranken beim Verein Fliederlich in Nürnberg angesiedelt. Für dieses Modellprojekt werden für ein Jahr rund 31.000 Euro zur Verfügung gestellt. Nun können sich queere Menschen aus dem Raum Mittelfranken, in Ergänzung des ehrenamtlichen Beratungsangebots, an die psychosoziale hauptamtliche Beratungsstelle bei Fliederlich wenden. „Damit können wir endlich eine Lücke im Beratungskonzept schließen und unser Angebot für LSBTIQ*-Personen abrunden“, so Vereinsgeschäftsführer Michael Glas. Weiterhin gefördert wird, in Kooperation mit den Kolleg*innen von SUB, LeTRa und der Trans- und Interberatung aus München, ein Fortbildungsprojekt zu queeren Themen, das sich an Fachkräfte des Bildungs- und Sozialbereichs richtet. Für dieses Projekt werden bis 2023 ca. 209.000 Euro bereitgestellt. Mit dem Fortbildungsprojekt sind sie nun in der Lage, auch präventiv zu arbeiten. Konkret sollen mit dem Fördergeld Fachkräfte, die in ihrem Beruf auch mit LSBTIQ*-Personen arbeiten, geschult, informiert und sensibilisiert werden. „Für den Freistaat ein echter Schritt nach vorn“, so Dr. Tobias Oliveira Weismantel, Geschäftsführer der Münchner Aids-Hilfe. Zusammen mit Diana Horn-Greif und Miriam Vath (Lesbentelefon München e.V.), Dr. Kai Kundrath (Sub – schwules Kultur- und Kommunikationszentrum München e.V.) und Michael Glas (Fliederlich Nürnberg e.V.) ist er für den Aufbau der entsprechenden Unterstützungsstruktur und des bayernweiten Fortbildungsangebots für Fachkräfte verantwortlich. Ergänzend wird ein Runder Tisch aufgebaut, um die Akteure, die bereits im LSBTIQ-Bereich tätig sind, enger zu vernetzen. Bei Fliederlich e.V. ist der Runde Tisch Franken angesiedelt, bei Resi e.V. in Regensburg der Runde Tisch Oberpfalz. „Wir wollen in Bayern zur Verbesserung der Beratungsstruktur, insbesondere auch auf dem Land, für Menschen unterschiedlicher sexueller Orientierung und geschlechtlicher Identität beitragen“, so Bayerns Sozialministerin CarolinaTrautner. Bayern sei vielfältig und man lebe ein gutes Miteinander. Dazu gehöre auch die Unterstützung für lesbische, schwule, bisexuelle, transgender, intersexuelle und queere Menschen(LSBTIQ). „Dies geht am besten gemeinsam mit bereits bestehenden, kompetenten und vernetzten Trägern mit langjähriger Erfahrung, wie Fliederlich e.V. - Queeres Zentrum Nürnberg" und den Münchner und Regensburger Organisationen.
GAYCON August 2021
Solidarität
Überraschung aus dem Bayerischen Landtag. Die Landtags-Grünen haben sich geschlossen darauf verständigt, ihre Abgeordneten-Diätenerhöhungen wegen der Corona-Krise zu spenden. Noch im Monat Juli übergab Tessa Ganserer ihren Betrag an queere Organisationen: Der Nürnberger Verein Fliederlich erhielt 1000 Euro, die AIDS-Hilfe Nürnberg-Erlangen-Fürth e.V. 544,- Euro sowie das Forum Queeres Archiv München e.V. 1000,- Euro. Wegen der wirtschaftlichen Not durch die Corona Pandemie, haben sich die Landtags-Grünen entschlossen, ein Zeichen der Solidarität zu setzen. „Wir verzichten auf die Erhöhung der Abgeordnetenentschädigung und spenden dieses Geld an Organisationen. Für mich war klar, dass ich mit meinen Spenden queeren Vereinen unter die Arme greifen will“, betont die Nürnberger Landtagsabgeordnete Tessa Ganserer. Die Abgeordnetendiäten wurden zum 1. Juli 2020 um 212 Euro pro Monat erhöht. Dies entspricht einer Jahreserhöhung von 2.544 Euro. Wie Studien gezeigt haben, waren schwule, lesbische, bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche Menschen eher von sozialer Isolation betroffen und hatten deswegen besonders unter der Corona-Krise zu leiden. Gleichzeitig mussten die Christopher Street Days in vielen Städten abgesagt werden oder können nicht in der gewohnten Form stattfinden. Damit fehlen der queeren Community die Möglichkeiten, auf die Diskriminierung und andere Problematiken von LSBTIQ* hinzuweisen. Weil Beratungsangebote so wichtig sind, hat der Verein Fliederlich e.V. 1000,- € erhalten. Die AIDS-Hilfe Nürnberg-Erlangen-Fürth e.V. bekam 544,- €, um weitere Prävention und Bildungsarbeit bzgl. HIV und sexuell übertragbarer Infektionen zu leisten. Weitere 1000,- € gingen an das Forum Queeres Archiv München e.V, welches die Geschichte von queeren Menschen, deren Verfolgung, ihre gesellschaftliche Ausgrenzung und die queere Bewegung in München und Bayern dokumentiert. Die Spenden wurden in den letzten Tagen überwiesen und in Form symbolischer Schecks überreicht.
GAYCON Juli 2020
Empfang
Das war der traditionelle Jahresempfang, am vierten Mai-Freitag im queeren Fliederlich-Zentrum. Trotz des schönen Wetters in Konkurrenz fanden sich rund 60 Gäste aus Politik, Bayerischem Landtag und Stadtrat, sowie zahlreiche Vertreter aus der Community in den Vereinsräumen am Plärrer ein. Trotz Europawahl hielten sich die Grußworte aus der Politik in einem angenehm überschaubaren Rahmen. Stadtrat Dr. Ulrich Blaschke (SPD) überbrachte die Grußworte der Stadt Nürnberg und forderte das Publikum auf, das demokratische Wahlrecht am Sonntag auch zu nutzen. Landtagsabgeordnete Tessa Ganserer, queerpolitische Sprecherin von Bündnis 90/ Grüne, bat die Community in einem flammenden Appell um Hilfe, die aktuelle Reform des Transsexuellengesetzes der Bundesregierung zu stoppen. „Die Reform ist kein Fortschritt, sondern ein Rückschritt!“ Nach weiteren Grußworten zeigte Geschäftsführer Michael Glas eine kleine Vereinsrückschau und vertrat dabei Vorständin Alieb, welche wegen eines Unfalls leider verhindert war an diesem Abend teilzunehmen. Als Hauptschwerpunkt stellte sich die queere Jugendinitiative von Fliederlich vor. Seit dem Umzug in die größeren Räume steigen auch deren Besucherzahlen. An normalen Treffabenden, jeden Dienstag ab 19:00 Uhr, sind bis zu 25 Jugendliche im Durchschnitt dabei. Bei Themenabenden sogar 50. Auch die Gruppe junge trans*Leute (t*time) wird immer beliebter. Die Jugendinitiative gestaltet zum Beispiel jedes Jahr zum Nürnberger CSD den Fliederlich-Wagen. Die Kreativität wird häufig belohnt, denn der Wanderpokal ist quasi dauerhaft im Fliederlich-Zentrum zu bewundern. Beim anschließenden Buffet mit leckerem Fingerfood vom Restaurant Estragon und mit geselligen Gesprächen wurde der Abend abgerundet. (NK)
GAYCON Mai 2019
Rassau & Revival
Etwa zwanzig Besucher hatten einen vergnüglichen vierten September- Montagabend im Fliederlich-Zentrum bei der Lesung mit Martin Rassau, einem der bekanntesten deutschen Fernsehunterhalter. Dank Stimmkunst, Gestik und Interpretation erschien das Wort ‚Lesung‘ deutlich untertrieben. Denn er hauchte den Versen und Texten vom fast vergessenen schwulen Autor Robert T. Odemann (geb. 1904) pures Leben ein. Pointierte Frechheiten und Alltagsgeschichten in Reimform, natürlich häufig in einer schwulen Thematik, sprechende Tiere und Gegenstände, wie etwa die Dramatik einer als Nachttopf zweckentfremdeten Blumenvase, alles mit schelmischer Ironie beleuchtet. Wissenswert über den Autor Odemann ist insbesondere, dass er nicht nur KZ und Nazi-Regime überlebt hat, sondern auch das gleichgeschlechtliche Heiratsverbot unserer prüden Nachkriegsrepublik durch die Adoption seines jüngeren Lebenspartners relativierte. An diesem Abend machte es dem waschechten Franken Rassau sichtbar Spaß, zwischen den Versen rhetorisch die Mottenkiste der queeren Nürnberger Szene zu durchwühlen. Wie etwa das Nachspielen der damals angsterfüllten Taxifahrer im geschichtsträchtigen Walfisch oder die Konversation gestandener Lederkerle nicht etwa über Sexpraktiken, sondern über Apfelkuchenrezepte. Das Fliederlich-Team erschien etwas erstaunt darüber, dass die Benefiz-Aktion für den Verein, die der Künstler trotz vollen Terminkalenders ohne Gage unterstützte, von der Szene nicht im erwarteten Maße angenommen wurde. Doch Rassau sah es gelassen: „Lieber eine Handvoll Leute, die wirklich Spaß haben und lachen, als ein voller Raum, der nicht mitmacht!“
REVIVAL DISCO: Bereits am Samstag vorher feierte Fliederlich ein einmaliges Revival seiner legendären Desi-Disco im Stadtteilzentrum von St. Johannis. Eine Geburtstagsparty zum 40. Jubiläum des Vereins. Um Mitternacht, pünktlich zum Beginn des Internationalen Bisexuellen-Tages 23. September, zogen Adriano mit rosa Fahne und Herbert als Autor auf die Bühne. Mit einer kurzweiligen und ironischen Rede, z.B. „Bisexuelle leben in Bi-Lefeld“, versuchte der Bi-Gruppen-Gründer den zahlreichen Gästen das Thema Bisexualität auf heitere Art näher zu bringen. Eine schwierige Thematik, denn die meisten Betroffenen bleiben lieber unsichtbar. Fliederlich Vorständin Alieb zeigte sich an diesem DESI-Abend von ihrer musikalischen Seite. Als DJane war sie nämlich für den Sound zuständig und legte Hits der 80er, 90er oder ganz Aktuelles auf den CD ‚Platten-Teller‘. Etliche Besucher schwelgten in DESI-Erinnerungen an Zeiten, als es noch keine Rosa Partys im House- oder Technosound wie in den heutigen Großraum-Discos gab.
Neues Zentrum
Das war der traditionelle Fliederlich-Jahresempfang am ersten Mai-Freitag in den neuen Vereinsräumen am Plärrer. Im Sandsteinhaus beim Puppentheater Salz & Pfeffer im ersten Stock. Etwa 80 neugierige Besucher bevölkerten die renovierten Zimmer und lauschten u.a. den Grußworten von Geschäftsführer Michael Glas und Bürgermeister Christian Vogel. Sogar einige Glückwünsche aus den Rathäusern der Nachbarstädte Fürth, Erlangen und Schwabach wurden vorgelesen. Mit gewissem Stolz erzählte Glas auch, dass sich viele Interessenten aus München und anderen Städten erkundigt hätten, wie Fliederlich die LGBTI-Flüchtlings-Wohngemeinschaft aufgebaut hat. Hier leistete der Verein echte Pioniersarbeit. Verena Osgyan, MdL und Kreisvorsitzende der Nürnberger Grünen überraschte mit der Ankündigung, dass die Verleihung des ‚Lina-Schneider-Preises‘ an den Verein Fliederlich geht. Gerade für die vorbildliche LGBTI-Flüchtlingsarbeit. Mit dem gelungen Auftakt wurde gleichzeitig das 40-jährige Vereins-Jubiläumsjahr eröffnet. In einer kleinen Rückschau von den Anfängen 1978 bis heute wurde in kurzen Stationen die wechselhafte Geschichte des Vereins von Vorständin Alieb vorgestellt. Anschließend gab es Führungen durch die zahlreichen Zimmer. Die Jugendinitiative freut sich, dass sie den größten Raum mit Erkerblick auf den Plärrer bekommen hat. Viele Gäste aus Politik, Vertreter von Organisationen, aus der Community sowie Vereinsmitglieder freuten sich über das leckere Buffet und verwandelten den Abend in ein geselliges Zusammentreffen.
Jahresempfang
Das war der traditionelle Jahresempfang des SchwuLesBischen Zentrums Fliederlich e.V. am ersten Mai-Mittwoch im Literaturhaus Nürnberg. Zahlreiche Besucher belegten alle Plätze im Literatursalon. Unter die Zuhörer reihten sich auch Gäste aus der Politik, wie Gabriela Heinrich, Elke Leo, Dr. Ulrich Blaschke, Dr. Christiane Alberternst und Amely Weiß. Nach der obligatorischen Begrüßung und Gruppenvorstellung beklagte Ralph Hoffmann, dass es bei den Ämtern immer schwieriger werde, die sexuelle Orientierung als Anerkennungsgrund für Flüchtlinge durchzusetzen. Einige Pflegeeltern äußerten ihre Ängste wegen eventueller Abschiebungen. Zum Hauptthema des Abends lauschten alle gebannt den Ausführungen des ehrenamtlichen Teams vom Projekt „SchulPro“. Dieses bietet Informationen rund um das Thema sexuelle Orientierung als Unterrichtseinheit für Schulen an. Anschließend wurden viele Fragen beantwortet, u.a. wie Schüler vor Ort in der Klasse darauf reagieren: Nämlich besonders positiv! „Viele Schüler, die sich zu Beginn cool skeptisch geben, sind am Ende der Unterrichtseinheit sehr interessiert und stellen viele Fragen“, so die Teamer. Für die außergewöhnliche musikalische Umrahmung des Empfangs sorgten Dieter Weberpals (Flöte) und Edda B. (Handpan). Für das leibliche Wohl war mit einem großen Buffet bestens gesorgt. Außerdem war eine Gebärdendolmetscherin anwesend, deren Service dankend angenommen wurde.
„Europa respektiert Vielfalt! - ?“,
unter diesem Motto fand die diesjährige CSD-Podiumsdiskussion von Fliederlich e.V. am ersten Augustfreitag im Salon des Nürnberger Literaturhauses statt. Nachdem Ralph Hoffmann aus gesundheitlichen Gründen absagen musste, übernahm Sigi Straßner die Moderation. Zur vorgesehenen Begrüßung einer Delegation aus Glasgow schafften es die Gäste flugbedingt leider nicht. Umso interessierter lauschten die zahlreichen Gäste den Ausführungen des Prager Rechtsanwalts Jakub Tomsej zur Situation von queeren Bürgern in Tschechien. Insbesondere ging er auf die verschärften Paragraphen zur Strafbarkeit von ungeschütztem Sex von Männern mit HIV ein. Sascha, ukrainischer Herkunft, fühlt sich nach unerträglichen Schikanen in seiner Heimat bezüglich seiner Homosexualität in Nürnberg endlich sicher. Mit Reiner Sikora informierte er über die örtliche Lage von LGBTI-Flüchtlingen. Sascha bedankte sich bei Fliederlich herzlich für die ehrenamtliche Betreuung. Michael Glas berichtete über die erfreuliche Verlängerung des Mitvertrags für die Flüchtlingsunterkunft bis Anfang nächsten Jahres. Auf der Liste befinden sich weitere zwanzig Anwärter. Deshalb ist der Verein mit der Stadt Nürnberg in Verhandlungen, ob auch evtl. eine größere Unterkunft möglich wäre. Hans Kalben, Sozialbeauftragter aus Berlin, informierte über das dortige Projekt. Im Anschluss an die Diskussion ließen es sich einige Zuhörer noch kulinarisch gut gehen, denn das Restaurant im Literaturhaus hatte eigens eine kleine Speisekarte für den Abend zusammengestellt.
Jahresempfang
Obwohl der Saal im Literaturhaus deutlich mehr Platz bietet als einstige und heutige Fliederlich-Räume, wurde es beim dortigen Jahresempfang des schwullesbischen Vereins zeitweise eng. Die Terrassenbestuhlung wurde hereingeholt, um allen Gästen einen Platz bieten zu können. Zahlreiche Vertreter der verschiedensten Vereine und Gruppen waren im Publikum vertreten. Schwerpunktthema in diesem Jahr: die menschenwürdige Unterbringung queerer Flüchtlinge, wofür der Verein beachtliche Leistungen gestemmt hatte. Dazu kamen seitens der Medien massive Interview-Anfragen. Nicht nur vom Bayerischen Fernsehen, sondern auch von amerikanischen, belgischen und sogar von russischen Sendern. Vorstand Ralph Hoffmann betonte die Dankbarkeit der Bewohner und gab seinerseits den Dank zurück, weil das konstruktive Zusammenwirken auch viel an positiven Emotionen bei den Helfern auslöst. Fliederlichs Anspruch ist es auch, ihnen nicht nur ein Bett und Dach über dem Kopf zu bieten, sondern mit einem großen Unterstützerkreis die einzelnen Personen auf ihrem neuen Nürnberg-Weg zu begleiten. Neben den erforderlichen Behördengängen auch Deutsch zu lernen und sie in die Community zu integrieren. Nachdem eine hohe Nachfrage nach Unterkunftsplätzen besteht, versucht der Verein ein größeres bezahlbares Haus zu finden, um weiteren Aspiranten einen geschützten Raum bieten zu können. Großen Applaus gab es bei der Übergabe des Spendenschecks für die Vereins-Flüchtlingsarbeit in Höhe von 3.438,38 Euro! Der Theaterverein „Die Schlampenlichter“ stellte mit 500 Euro den Grundstock. Viele Zuschauer der letzten Theatervorstellungen im Hubertussaal am Februarwochenende 2016 waren sehr freigiebig, und so kam das unglaubliche Spendenergebnis zusammen. Der lesbische Chor „Tinnitussis“ sorgte für den perfekten musikalischen Rahmen. Fliederlich Vorstand-Neuzugang Leonie Neubert gab ebenfalls gefeierte Kostproben ihrer Sangeskunst im klassischen Stil und aus Musicals zum Besten. Anschließend klang der kurzweilige Abend mit intensiven Gesprächen der Gäste und Genuss des leckeren Buffets aus.
Aktion Regenbogen- Bank
Der Volksentscheid in Irland hat für gleichgeschlechtliche Paare die Ehe geöffnet. Seitdem ist das Thema auch in Deutschland wieder in allen Medien. Wie es der Zufall will, hat gerade die Bundesregierung ein paar redaktionelle Anpassungen einiger Gesetze für Lebenspartnerschaften, die im Koalitionsvertrag vereinbart waren, im selben Zeitraum umgesetzt. Doch von einer kompletten Gleichstellung wie in Irland war darin nie die Rede. Nun kommt die Regierung unter Druck, weil zum ersten Mal überhaupt eine Nation per Volksentscheid mit überwältigender Mehrheit die vollständige Öffnung entschieden hat. Auch in Deutschland stehen die Bürger, laut Umfragen zu diesem Thema, zu zwei Drittel dem positiv gegenüber. Fliederlich zeigte mit einer Mal-Aktion in der Nürnberger Fußgängerzone, dass Lesben und Schwule an allen Orten und überall in der Gesellschaft selbstverständlich sind. Dazu wurde in Kooperation mit dem Lorenzer Laden eine der Kirchenbänke aus der Lorenzkirche am letzten Donnerstag im Wonnemonat Mai in Regenbogenfarben bemalt. Zahlreiche Akteure verewigten sich und gleichzeitig konnten die Fliederlinge mit den Passanten diskutieren. Fazit – auch die Nürnberger verstehen die Bundesregierung in ihrer ablehnenden Haltung nicht. Die Regenbogen-Bank steht vor dem Lorenzer Laden bei der Lorenzkirche.