„Ich will gewinnen!“
Claudia Ringle (61) von der Einfachso Bar bringt den Deutschen Skat-Damenpokal nach Nürnberg
Wer hätte das gedacht: Unsere Theken-Claudi kann nicht nur Bier zapfen und Mexikaner mixen, sondern auch Skat spielen! Sie gewann bereits Mitte März im Niedersächsischen Königslutter das Turnier. Der Damenpokal wird einmal im Jahr unter den besten Skatspielerinnen in Deutschland ausgespielt und ist die zweithöchste Trophäe, nach der deutschen Meisterschaft, die vom Deutschen Skatverband verliehen wird. Mit ihrem Nürnberger Skatverein „Keinohrbuben“ bereist sie zahlreiche Turniere. Ihr Wunsch für die Zukunft wäre eine queere Skatrunde in der Einfachso Bar. GAYCON sprach mit der Siegerin.
„Ich musste wieder ein Hobby haben, also guckste nach einen Skatverein“, beschloss Claudia, als sie 2015 nach Nürnberg kam. „Nach den ersten Probespielen wurde ich sofort engagiert und bekam das erste Angebot, in der Damenmannschaft in der Skat-Bundesliga zu spielen. Anscheinend war ich sehr überzeugend“, lacht Claudia. „2018 haben wir nicht nur die Mittelfränkische Meisterschaft gewonnen. Danach die Bayerische Meisterschaft. Was aber noch wesentlich mehr zählt, in diesem Jahr habe ich auch die Einzelmeisterschaften gewonnen. Die Deutsche Meisterschaft haben wir damals leider nicht geschafft.“ In der ersten Bundesliga konkurrieren aktuell 16 Skat-Mannschaften. Nach der Pandemie-Pause sind sie personell im Nürnberger Verein wieder gut aufgestellt. „Die Damenbundesliga wollen wir im Sommer gewinnen. Wir haben die stärkste Mannschaft in der Bayerischen Mannschaftsmeisterschaft. Im Juli folgt die Deutsche Einzelmeisterschaft. Ich bin in der Qualifizierung unter den ersten sechs Plätzen.“
Von NRW nach Nürnberg
Claudia ist in Recklinghausen aufgewachsen und lebte bis 1980 in Nordrhein-Westfalen. Danach war ihr Domizil an der holländischen Grenze bis 2014. Im Alter von 10 Jahren hat sie den Erwachsenen beim Kartenspielen zugesehen. „Skatspielen habe ich im Schachverein gelernt. Denn nach dem Schach wurde Skat gespielt. Ich war sehr gut im Schach, mit 14 Jahren sogar in der NRW Liga. Mit 18 Jahren hatte ich kein Bock mehr auf Schach. Danach habe ich vereinsmäßig mit Skat angefangen.“ Später hatte sie eine eigene Kneipe und 20 Jahre keine Zeit mehr für Skat. Dann lernte sie Ulla kennen, den legendären Wirt vom Nürnberger Alt Prag. „Eines Tages ruft er mich an, ob ich nicht für ihn arbeiten könnte. Ich willigte ein, wollte mir das Alt Prag anschauen und erstmal Probe arbeiten“, erinnert sich Claudia an ihren Weg ins Frankenland. „So bin ich nach Nürnberg gekommen“.
Bock auf Skatrunde
Nach ihrem Wissen gibt es keinen queeren Skat Club in der Metropolregion. Aber sie hätte Bock auf eine queere Skatrunde in der Einfachso Bar. Der Trainingsabend in ihrem Verein ist immer Donnerstag. Doch da hat sie keine Zeit, nur falls es auf einen Feiertag fällt. Weil dann früher trainiert wird, kann sie vorbei schauen. So spielt sie nur Meisterschaftsturniere. Sie hat aber Lust, öfter Skat zu spielen. „Skat ist das schwerste Kartenspiel. Ich habe Spaß zu gewinnen. Ich will gewinnen! Das ist im Wettbewerb entscheidend. Früher wurde um Geld gespielt. Wenn es weh tut, wird nämlich ordentlich gespielt“, betont Claudia. „Bei der queeren Skatrunde soll aber Just for Fun im Vordergrund stehen.“ Wer aus der LGBTIQ*-Community Interesse hat, meldet sich direkt bei Claudia in der Einfachso Bar (Klaragasse 26).
Text/ Fotos: Norbert Kiesewetter
GAYCON Mai 2023