GAYmeinsam in der Achterbahn
SMAG – Wer ist das genau? Habt Ihr schon davon gehört? Oft lesen wir im Alltag Abkürzungen, die wegen einer einfacheren Handhabung unter Insidern verwendet werden. Doch wir können uns vielleicht nicht vorstellen, dass sich dahinter etwas verbirgt, was wir sogar gerade suchen. GAYCON schaut hinter die Kulissen und hebt den Vorhang: Diesmal stellen wir vor – SMAG – die „Schwule-Meiner-Alters-Gruppe“ – gegründet 2007 als Bindeglied zwischen der Jugendgruppe GANYMED und der MÄNNERGRUPPE.
Unter dem Dach des Vereins Fliederlich e.V. (SchwuLesBisches Zentrum Nürnberg) befinden sich zahlreiche Gruppen, die sich regelmäßig treffen und oft gemeinsam etwas unternehmen. Genau für diese Vielfalt stellt der Verein auch seine Räume zur Verfügung, damit auf neutraler Ebene untereinander Kommunikation stattfinden kann. Wer aber glaubt, es ginge hierbei generell nur um Selbsthilfegruppen, der irrt sich gewaltig. Gutes Beispiel dafür ist SMAG, weil sich die Jungs ausdrücklich als Freizeitgruppe für Schwule ungefähr zwischen 25 und 39 Jahren sehen. Aber die Chemie zwischen den Teilnehmern sollte grundsätzlich stimmen. „Uns ist wichtig, dass hier nicht die Probleme mit dem Schwulsein besprochen werden. Hierfür gibt es die Beratungsstelle im Fliederlich e.V. mit ehrenamtlichen Mitarbeitern, die speziell daür ausgebildet sind. Bei uns geht es um die gemeinsame Freizeitgestaltung, sowohl in der Nürnberger Gay-Szene oder auch bei Besuchen diverser Festivitäten in der Region. Zum Beispiel die Nürnberger Volksfeste, Bergkirchweih oder Blaue Nacht“, erklärt Marco (31, Fachangestellter für Arbeitsförderung), der seit sieben Jahren dabei ist. „Der Bedarf ist da, denn es gibt viele aus unserer Community, die nicht gern alleine weggehen. Außerdem sind wir oft der erste Anlaufpunkt für neu zugezogene Schwule, die sich in Nürnberg noch nicht so richtig auskennen.“
Zurück zum persönlichen Kontakt
Trotz aufgeklärter Zeiten gibt es nach wie vor bei vielen eine gewisse Hemmnis, allein in eine schwule Kneipe zu gehen. Manche waren noch nie vor Ort, obwohl in fast allen Lokalen heutzutage die sexuelle Orientierung kaum noch eine Rolle spielt. In Nürnberg wie in vielen anderen Städten trägt sich die sogenannte Schwulenszene überhaupt nur noch durch gemischtes Publikum. Früher waren die Schwulenkneipen wichtige Orte zum Kennenlernen für Gleichgesinnte. Das findet inzwischen hauptsächlich über Chats im Internet statt. „Uns ist es sehr wichtig, sich nicht nur virtuell zu treffen. Sondern lieber wieder von Angesicht zu Angesicht und weniger im Internetchat. Diese Kultur wollen wir mit unseren SMAG-Treffen fördern“, beschreibt Markus (33, Software Ingenieur), der seit drei Jahren bei der Gruppe dabei ist. „Wir verstehen uns aber keinesfalls als Kuppel-, Dating- oder Sexpartneragentur. Wir hegen längerfristige Freizeitgedanken. Unternehmungen mit anderen Schwulengruppen gehören genauso dazu wie beispielsweise eine Reise zum CSD Berlin, Wanderungen in der Fränkischen Schweiz, Besuch der Körperwelten-Ausstellung oder ein Kulturabend in der ‚Roten Bühne‘.“ Auch ein gemeinsames Abendessen mit Chefkoch Mattias (31) oder Stadtführungen für alle, die neu in der Stadt sind, haben die Jungs in ihrem Programm, das auch weitere Ideen gerne zulässt.
Vielfalt der Gruppen
„Unser Anliegen ist es auch, den Kontakt zu anderen Gruppen auszubauen. Mit Uferlos Bamberg und den LesBeans gibt es schon gemeinsame Aktivitäten. Wir sehen uns nicht als Konkurrenz, sondern stehen für die Vielfalt und Ergänzung des Gruppenangebots“, betont Uli (Immobilienkaufmann), der seit fünf Jahren dabei ist. „Eine Zeit lang trafen wir uns fast nur noch in den Fliederlich-Räumen, wodurch unser Treffen einen Stammtisch-Charakter angenommen hat. Aber wir wollten zurück zum Ursprung von SMAG, mit vielen verschiedenen Freizeitaktivitäten. Darum gehen wir mit unseren Ausflugs-Terminen jetzt verstärkt an die Öffentlichkeit. Unsere SMAG-Präsenz auf der Homepage fliederlich.de ist schon neugestaltet online.“ Die Gruppe will weg vom bisher starren Freitags-Termin, damit bei entsprechender Nachfrage auch der Samstag oder Sonntag genutzt werden kann, wie etwa bei der Blauen Nacht. Neue Gäste sind jederzeit willkommen und auch die Eigeninitiativen werden von allen gefördert. „Unser mittelfristiges Ziel ist, dass sich um die 20 bis 30 Leute regelmäßig treffen. Dann können sich auch Interessensgruppen finden. Dazu wäre es toll, wenn wir ein paar Prozent unserer Altersgruppe in der Region für gemeinsame Unternehmungen zumindest zeitweise aus der virtuellen Welt rauslocken würden. Dann könnten wir noch viel mehr Aktionen, wie eine Fußgruppe am Nürnberger CSD, ein eigenes Grillfest und andere Szene-Aktivitäten wöchentlich organisieren“, schwärmt Markus von seinem Zukunftsbild. „SMAG soll älter werden als Gayromeo und Facebook!“
Fotos/ Text Norbert Kiesewetter
GAYCON Mai 2015