Herrlich
Schon seit Ende letzten Jahres betreibt Michael Lin als neuer Pächter das Café Herrlich (Nonnengasse 12 – 14). Inzwischen hat er sich in sein neues Gastronomie-Projekt eingearbeitet. Viele kennen ihn noch aus der Smiley-Kneipenzeit, aber statt für Nachtschicht hat er sich diesmal bewusst für ein Tagescafé entschieden. GAYCON war zum Hausbesuch in den ehemaligen Räumen des ‚Waschtrog Friedrich‘ bei der Lorenzkirche.
„In den letzten Jahren ist mir aufgefallen, dass es kaum noch gemütliche Cafés mit Bedienung gibt. In der Stadt überwiegen die Selbstbedienungsfilialen. Seit zwei Jahren verfolge ich meinen Tagescafé-Plan. Wichtig waren mir Außenplätze und die Erlaubnis, auch Alkohol ausschenken zu dürfen“, betont Michael, der über eine Zeitungs-Anzeige des Vorgängers Mario Koch von der frei werdenden Lokalität erfuhr. „Mario wollte nach fünf Jahren aufhören und suchte einen Nachfolger. Ich habe ihm die Übernahme angeboten.“ Das neue Team hat in einer kurzen Renovierungsphase die grünen Wände überstrichen, nun dominieren Weiß und Cappuccino-Ton. Aus Euro-Paletten zauberten sie in Heimwerkermanier Regale und eine neue Theken-Verkleidung. Das komplette Möbel-Inventar mit dem großen Tisch zentral im Raum und dem Sofa wurde übernommen. „Ich hatte ursprünglich andere Lokal-Namen im Hinterkopf. Es gibt so viele Bezeichnungen, die wie Sand am Meer in jeder Stadt zu finden sind. ‚Herrlich‘ passt super“, erzählt Michael. „Nur der frühere Zusatztitel ‚kreuz & quer‘ verwirrte einige Gäste. Manche dachten, hier wären zwei verschiedene Lokale. Deshalb war es mir wichtig, den Namen zu verkürzen.“
Feierabendwein
In den letzten Jahren war Michael im Büro tätig. Weil die Firma vor zwei Jahren aufgekauft wurde, hat er sich damals schon erste Gedanken über seine berufliche Zukunft gemacht, obwohl er mit seinem Chef gut ausgekommen ist. Einige Bewerbungen waren gerade am Laufen. „Die Selbständigkeit hat sich gerade jetzt zufällig ergeben“, sagt Michael. Eine neue gastronomische Herausforderung, denn hier übernimmt er mit Hilfe von Oliver (bekannt u.a. aus dem Stadtpark-Café Fürth) neben dem Kellnern auch das Kochen und Backen selbst. In der Community ist Michael Lin längst ein bekanntes Gesicht. Schon von 1998 bis 2012 hat er in der fränkischen LGBTI-Szene gearbeitet. Angefangen vom Rosa Freitag im E-Werk Erlangen, über seine Szenekneipe Felix in der Weißgerbergasse bis zur Smiley Bar in der Johannesgasse (GAYCON berichtete).
Die Speisekarte im Herrlich ist nicht die eines klassischen Caféhauses, sondern schon eher vielfältig wie in einem Bistro. Frühstück gibt es bis 12:00 Uhr, in vielen Varianten wie Französisch, in üppiger Genießerart oder auch für Vegetarier. Unter der Woche gibt es ein wechselndes Tagesgericht wie beispielsweise Chili con Carne oder Käsespätzle, sowie eine aktuelle Wochensuppe. Mal vegan, vegetarisch oder mit Fleisch. Im Standard-Programm seiner hausgemachten Backkreationen ist der American Cheesecake, Zitronen- und Streuselkuchen sowie wechselnde Leckereien je nach jahreszeitlicher Saison. Außerdem verwöhnt das Team mit Griechischem Salat oder einer Tapas-Platte. Am besten die aktuelle Kreidetafel beachten. Besonders stolz ist Michael auf seine neue Weinkarte mit Rebensaft von fränkischen Winzern. Zum Standard gehören aber auch italienische Weine. „Ich biete meinen Gästen an, dass sie nach dem Einkaufsbummel auf ein gemütliches Gläschen Feierabendwein bei mir vorbeischauen“, freut sich Michael über sein neues queer-freundliches Lokal.
+++ Café Herrlich, Nonnengasse 12 – 14, 90402 Nürnberg, Tel: 0911/ 37851710 +++ Öffnungszeiten: Dienstag – Samstag 10:00 bis 20:00 Uhr // Sonntag 13:00 – 18:00 Uhr // Montag Ruhetag +++
Text/ Fotos Norbert Kiesewetter
GAYCON März 2019