Chronologische Reihenfolge von oben nach unten: 60. Benefiz-Veranstaltung 2025, 50. Benefiz-Gala 2019, 45. Benefiz Aktion 2017, 40. Benefiz -Gala 2015; Interview 2010
Traum wurde wahr
Das war die 60. Benefiz-Veranstaltung von Marcel Schneider
Am letzten September-Samstag fand im Historischen Rathaussaal zu Nürnberg die Jubiläums-Benefiz-Gala zugunsten von Menschen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen, statt. In den letzten 25 Jahren hat Coiffeur Marcel Schneider schon rund 650.000 Euro gesammelt. Nun sind mit der 60. Veranstaltung am Samstag nochmal 13.300 Euro dazu gekommen. Der jüngste Erlös geht nun zu 100 Prozent an vier Einrichtungen: die Frühförderung der Lebenshilfe Schwabach-Roth e.V., das bbs Nürnberg, Engelein e.V. und die Frühförderung der Lebenshilfe Nürnberger Land e.V. Diese Spenden ohne jeden Abzug liegen dem Initiator besonders am Herzen, ebenso dass alle Kunstschaffenden des Abends ohne Gage auftreten. Welche Kreise diese Veranstaltungen einmal ziehen werden, konnte er damals noch nicht ahnen. Vor zehn Jahren ist aber der Wunsch vom Historischen Rathaussaal als Veranstaltungsort entstanden. Berührt hat ihn und seinen Mann Heinz Röttenbacher, dass Oberbürgermeister Marcus König die Schirmherrschaft ablehnte, um stattdessen sogar als Kooperationspartner bei der 60. Benefiz-Gala aufzutreten. Nach dem Sektempfang in der Ehrenhalle und Begrüßungsreden von OB Marcus König sowie Marcel Schneider, brachte der Conrad-Paumann-Chor viel Schwung und Begeisterung in den Saal, etwa mit dem „Kleinen grünen Kaktus“, oder einem genial dargebotenem „The Lion Sleeps Tonight“. Der Chor besteht aus Blinden, Sehbehinderten und Sehenden des bbs. Heiter-emotionaler Moment auf der Bühne danach: Der Chor wünschte sich, dass Marcel zukünftig den Chornamen endlich mal richtig ausspricht und überreichte ihm einen symbolischen Notenschlüssel. Obendrein übergaben sie ihm eine Geldspende für seine Benefiz-Aktion! Fränkische Frotzeleien kamen von Kabarettist Sven Bach, übers Moped fahren, Sprüchen wie „Man muss nach den Sternen greifen, um wenigstens an die Dachrinne zu kommen“, bis zum Quetschn-Song „Su a bläide Woar“. Andy Maine überzeugte gesanglich unter anderem mit „Ich tanz allein“ aus Plates Musical Ku’damm 56. Besonders aber mit seiner Pfeifkunst, einem phänomenalen Alleinstellungsmerkmal seit Ilse Werners Zeiten: begeistertes Publikum bei den gepfiffenen „Glocken von Rom“. Wortakrobat Oliver Tissot arbeitete schon den ganzen Programmverlauf über beobachtend und schreibend. Dann sorgte er mit aktuellen Wort-Doppeldeutungen für große Lacher. Marcel bekam es ab, mit z.B. „Heinz macht die Arbeit, Marcel quatscht“. Dass die überreichten Blumen vom Friedhof stammen würden, wurde fast zum Running Gag des Abends. Olivers Mantra, keinen aus dem Rathaus zu lassen, bevor das Spendenergebnis 12.000 Euro Wunschsumme erreichen würde, wurde von den Galagästen lässig übertroffen. Zum Abschluss überzeugte Musicalstar Jennifer Eder, die sich selbst als Frauenquote des Abends vorstellte, mit ihren fantastischen Stimme insbesondere mit Wunschliedern von Marcel. Ein gelungener Abend, den die Stadt Nürnberg noch mit Getränken und leckeren Häppchen bei einem Empfang abrundete.
Foto/ Text: Norbert Kiesewetter
GAYCON September 2025
Benefiz-Party
Am zweiten April-Samstag moderierte Jörg Deffner ebenso heiter wie nachdenklich durch eine Festgala, für die gleich drei Anlässe standen: 50 Jahre Lebenshilfe Nürnberger Land, 50. Geburtstag Marcel Schneider und gleichzeitig dessen 50. Benefiz-Veranstaltung. Ein bunter Abend, mit Party und Tanzstimmung, Emotionen und zahlreichen Überraschungen. 160 geladene Gäste feierten gemeinsam im Gemeindezentrum in Rednitzhembach, als Marcel unter dem Sound der Pet Shop Boys mit „Always on my Mind“ die Bühne enterte. Gern gestand er ein, dass er ein Fan der 80er Musik ist. Die Theatergruppe Mimulus inszenierte ein gelungenes Stück, das mit viel Applaus honoriert wurde. Es gab ein Dingsda Ratespiel von den Frühförderkindern auf Video-Leinwand. Mark O. Vincent brachte das Publikum als Elvis, Tina Turner sowie Howie oder dem King of Pop Michael Jackson, gleichermaßen zum Tanzen. Mit der Nürnberger Hip-Hop Band Brak`Lul hallten die moderneren Rhythmen durch den Saal. Zwischen den Bühnendarbietungen verwöhnte der Gastgeber seine Freunde mit einem opulenten Büffet. Überraschungsgast zu späterer Stunde war Wortakrobat Oliver Tissot, der mit zahlreichen Anekdoten aus dem Privatleben von Marcel überraschte. Man mag es kaum glauben, aber Marcel hat mit seinen 49 Benefiz-Abenden in 17 Jahren 475.000 Euro gesammelt. An diesem Abend kamen über 6.000 Euro dazu. Für benachteiligte Menschen, „die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen“. Neben Politikern, Olympiasiegern, Bürgermeistern, waren auch viele Freunde aus der Community dabei. Denn seinen Mann Heinz Röttenbacher hatte Marcel einst im Szenelokal Walfisch kennen und lieben gelernt. Nicht ohne Grund hingen am Bühnenhintergrund zwei große Regenbogenflaggen. Als Symbol für Vielfalt, Toleranz und Akzeptanz. (NK)
GAYCON April 2019
Benefiz
Hochsommerliche Temperaturen bei der 45. Benefiz-Aktion von Marcel Schneider im Nürnberger Stadtteil Altenfurt am zweiten Juli-Samstag, unter Schirmherrschaft von OB Maly. Statt unter tropischen Verhältnissen im Salon zu schwitzen, wurde die Veranstaltung kurzerhand auf dem Gelände des Autohauses neben dem Laden unter freiem Himmel, schattigen Bäumen und Sonnenschirmen abgehalten. Zugunsten der Frühförderung des bbs Nürnberg, Bildungszentrum für Blinde und Sehbehinderte in Langwasser, präsentierte der Opernballcoiffeur einen bunten Kabarettabend mit Wortakrobat Oliver Tissot. Mit gekonnten Wortverdrehungen und Doppeldeutungen sorgte der Nürnberger Künstler für etliche Lachsalven. Haupt-„Opfer“ des verbalen Feuerwerks war natürlich Gastgeber Marcel Schneider, doch auch Autohersteller, der G20 Gipfel, zufällige Passanten auf der Straße oder Stammkunden wurden auf die heitere Schippe genommen. Vorher brachte in einer kurzen Ansprache bbs Direktor Patrick Temmesfeld vor allem seinen Dank für Marcels unermüdlichen Einsatz zum Ausdruck. Gabriele Feigl (Leiterin Frühförderung bbs) hat spezielle Bastelkoffer für die Kinder mit Sehbehinderung vorgestellt. Diese speziell auf die Anforderung abgestimmten Materialien sollen mit dem Erlös des Abends finanziert werden. Bei Marcels Aktionen kommt der Erlös immer zu 100% dem Projekt zugute, auch Künstler verzichten auf die Gage.
40. Benefiz - Gala
Die Jubiläumsausgabe des Benefizprojekts von Marcel Schneider am 21. November in der Rother Kulturfabrik wurde zu einem Fest voller Emotionen. Die bayerische Landtagspräsidentin Barbara Stamm, diesmal in ihrer Funktion als Vorsitzende der Lebenshilfe Bayern e.V., zeichnete Marcel für seinen unermüdlichen Einsatz mit Ehrennadel in Silber aus. Die bisher erzielten Gesamt-Spenden von über 270.000 Euro wurden an diesem Abend um 13.500 Euro für die Frühförderung der Lebenshilfe aufgestockt. Die Lebenshilfe Schwabach-Roth überraschte ihren Wohltäter mit einem bunten Meer aus Lichtern und einer überdimensionalen Torte.
Das „Erfreulichste sei die Tatsache, dass dank zahlreicher Sponsoren immer die Gesamteinnahmen den Spendenbegünstigten zufließen können. Heute Abend treten auch alle Künstler ohne Gage auf“, so Marcel. Die Gruß- und Dankesworte aus Politik und von der Lebenshilfe waren löblich punktgenau gefasst, so dass viel Zeit für das fulminante Unterhaltungsprogramm blieb. Wortakrobat Oliver Tissot verstand es wie immer, Humor mit Nachdenklichem zu verstricken, die oberpfälzische Wuchtinvasion Lizzy Aumeier erntete Lachsalven. Für Musik von Gospel über Parodie bis Klassik sorgten Oliver Schott feat. The Golden Gospel Choir, Marc O. Vincent mit Kultstars in Concert und der Startenor Alexander Herzog. Alle Künstler liefen derart zur Höchstform auf, dass sich das Zugaben fordernde Publikum erst nach über vier Stunden zufriedengab. Zum Abschluss verteilte Marcel persönlich im Foyer noch den knappen Quadratmeter Torte an alle. Einfach toll!
„Heute liebt man mich so, wie ich bin.“
Marcel Schneider, Frisör des Nürnberger Opernballs
Seit er im April auf VOX seine Kochkünste vorstellen durfte, ist er bundesweit von den Medien begehrt. Den Titel Promifrisör und die plötzlich gestiegene Popularität trägt Marcel Schneider aber eher mit vorsichtigem Stolz. Viel lieber redet er darüber, wie gerne er anderen Menschen hilft. Für die Lebenshilfen Schwabach-Roth und Nürnberger Land und das Bildungszentrum für Blinde und Sehbehinderte in Nürnberg hat er in den letzten 8 Jahren über 130 000 Euro gesammelt.
Marcel kam 1969 in Neustadt an der Aisch zur Welt. Sein Vater war Diehl-Vorarbeiter, weshalb die Familie kurz nach seiner Geburt nach Nürnberg zog. Seine Mutter arbeitete als gelernte Hauswirtschafterin in einem Pfarrershaushalt. „Ich bin aber keine Pfarrerstochter geworden!“, scherzt Marcel. Er ist der jüngste von drei Brüdern. Als er neun Jahre alt war, ließen sich die Eltern scheiden. Seine Jugendzeit verbrachte er bei seiner Mutter in Langwasser. Am liebsten spielte er mit Matchboxautos und frisierte einen Puppenkopf. Beide Leidenschaften prägen ihn noch heute. Er ist Autofreak und vielfach preisgekrönter Meister des Frisörfachs.
Im jugendlichen Glauben an seine Heterosexualität war er zwei Jahre mit einem Mädchen befreundet. Dann kristallisierte sich aber der Wunsch nach einem männlichen Partner heraus. Er outete sich gegenüber seiner Familie. „Mama nahm es gelassen, Papa hatte anfangs Probleme, ebenso reagierten meine Brüder unterschiedlich“, erinnert sich Marcel, „aber jetzt ist das alles kein Thema mehr. Heute liebt man mich so, wie ich bin.“ Seine erste Liebe zu einem Mann endete allerdings tragisch. „Nach sechsjähriger Partnerschaft erlag mein Freund seiner AIDS-Krankheit. Bereits 1988 trat ich der AIDS-Hilfe bei, machte eine Betreuerausbildung, aber nach drei Sterbebegleitungen ertrug ich den Schmerz nicht mehr, ich wäre fast daran zerbrochen“, so Marcel. Ende 1992 lernte Marcel über einen gemeinsamen Freund seinen heutigen Lebenspartner Heinz im damaligen Szenelokal „Walfisch“ kennen. 1993 zog er zu ihm nach Rednitzhembach. Obwohl der kleine Ort zwischen Schwabach und Roth eher ländlichen Charakter hat, genoss das Männerpaar von Anfang an die volle Akzeptanz der Gemeinde. Heinz ist heute dienstältester Gemeinderat von Rednitzhembach.
Wie wird man Promi-Frisör?
„Ab 1992 habe ich bei den Bayerischen-Frisör-Meisterschaften viele erste Plätze gemacht. Auch durch mein soziales Engagement für behinderte Kinder in Franken wurde ich bekannt. Ich veranstaltete schon damals viele Benefizgalas, moderierte auch. Dadurch lernte ich zahlreiche Prominente kennen. Der Nürnberger Opernball hat vor vier Jahren angefragt, ob ich Offizieller Opernballfriseur werden möchte. So kamen immer mehr namhafte Kunden, wie beispielsweise Joy Fleming, Silke Otto, Karin Schubert oder Dunja Rajter. Ebenso darf ich zahlreiche Persönlichkeiten aus dem lokalen Bereich zu meiner Kundschaft zählen.“
Zu einem ganz besonderen Festtag wurde sein 40. Geburtstag im letzten Jahr. Es fand eine Benefizveranstaltung mit gleichzeitiger Preisverleihung statt: Marcel Schneider wurde mit der Ehrenmedaille der Lebenshilfe ausgezeichnet. „120 Besucher befanden sich im Publikum, auch die Presse war vertreten. Im Anschluß an das Programm kam mein Lebenspartner Heinz zu mir auf die Bühne, übereichte mir 40 rote Rosen und machte mir vor allen Leuten einen Heiratsantrag. Ich war sprachlos, brachte kein Wort heraus und in diesem Augenblick vergass ich >ja< zu sagen“, schwelgt Marcel in der Erinnerung. Sie wurden mit ihrer Heirat im Rednitzhembacher Rathaus bundesweit bekannt, als erstes Schwulenpaar in Bayern mit standesamtlicher Trauung. Der 1. Bürgermeister Spahl nahm die Trauung persönlich vor. Die Medien berichteten ausschließlich positiv darüber. Der Trubel um seine Teilnahme an der VOX TV-Sendung „Das perfekte Dinner“, die er als Gewinner absolvierte, hat auch humoristische Züge bekommen: Trotz offen gelebter Homoehe flatterten ihm zwei heterosexuelle Heiratsanträge ins Haus. Einer wurde seiner Mama überbracht: „Wir hätten da eine heiratsfähige Tochter...“
„By Marcel“ zieht um! Sein neues, größeres Domizil für die perfekte Frisur ist ab Ende Mai in Nürnberg-Altenfurt. Hier am Stadtrand können seine Kunden leichter einen Parkplatz finden und die Ladenmiete ist vernünftiger als im Altstadtbereich. Schließlich soll auch der weniger prominente Kunde seinen Haarschnitt bezahlen können. Die Preise bleiben bodenständig wie der Meister selbst.
Text und Foto: Klaus Hafner / Norbert Kiesewetter
LEO-Magazin Mai 2010