#Gedenkstätte flossenbürg

Chronologisch von oben nach unten: Denkmal ist finanziert, Gedenkakt & Einweihung Gedenkstele in Flossenbürg 2022, Vorstellung Gedenkstein, Vernissage Ausstellung Egidienkirche 2020

Mit einer neuen Spendenaktion bis Ende Februar konnte die Lücke zur Finanzierung des Denkmals für die Männeropfer des §175 in der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg geschlossen werden! (Fotos: GAYCON Archiv/ Fliederlich)

Danke

Das Denkmal ist finanziert

Flossenbürg: Frohe Botschaft vom Fliederlich Verein. Das Denkmal für die Männeropfer des §175 in der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg ist komplett finanziert! Mit zahlreichen Aktionen wurden bis Herbst 2020 schon zwei Drittel der Summe von den Gesamtkosten über 6000 Euro von der queeren Community eingenommen. Die Einweihung des Denkmals war eine von Uschi Unsinns Herzensangelegenheiten und ihr letzter öffentlicher Auftritt. „Wir verlieren einen Menschen, der sich mit Herzblut für die queere Community einsetzte“. Fliederlich e.V., Förderverein CSD Nürnberg e.V., AIDS-Hilfe Nürnberg-Erlangen-Fürth e.V. und Radio Z hatten deshalb Mitte Februar zu einer neuen Spendenaktion zur Finanzierung der Stele aufgerufen. Mit großem Erfolg: Bis Ende Februar kam die fehlende Summe des Denkmals zusammen. Queer Aktivist Uwe Scherzer alias Uschi Unsinn war einer der Initiatoren des Projektes. Hintergrund: Im Konzentrationslager Flossenbürg wurden mindestens 379 Männer von der SS als Homosexuelle registriert. Nachweislich 95 von ihnen starben im Lager. Sie waren nicht nur gewalttätigen Übergriffen durch die SS ausgesetzt, sondern wurden auch durch andere Insassen bedroht. Das queere Zentrum Fliederlich e.V. hatte es sich zusammen mit der queeren Community in Nürnberg und Umgebung zur Aufgabe gemacht, diesen Menschen ein Denkmal in der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg zu setzen. (NK)

 

GAYCON März 2022

Gedenkakt in der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg mit Einweihung des Denkmals für die Männeropfer des §175 - Mit Karl Freller, Bastian Brauwer und Ilse Aigner (Fotos: Bildarchiv Bayerischer Landtag, Fotograf Rolf Poss)

„Es ist unsere Pflicht, an die Opfer zu erinnern“

Gedenkakt und Einweihung der Gedenkstele für die Männeropfer des §175 in der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg

In einem gemeinsamen Gedenkakt des Bayerischen Landtags und der Stiftung Bayerische Gedenkstätten zu Ehren der Opfer des Nationalsozialismus am vierten Januar-Mittwoch, lag der thematische Schwerpunkt  in diesem Jahr auf Menschen, die aufgrund ihrer sexuellen Orientierung verfolgt wurden. Die durch die Pandemie bedingt zweimal verschobene Einweihung des Denkmals für die Männeropfer des §175 ist nun mit einer Kranzniederlegung vollzogen worden. Der BR übertrug Live aus Flossenbürg. Wir sprachen im Vorfeld in einem online Interview mit Karl Freller (MdL, CSU), Direktor der Stiftung Bayerische Gedenkstätten und Vizepräsident des Bayerischen Landtags, über seine langjährige Motivation dem Thema gegenüber. Außerdem mit Bildhauer Bastian Brauwer, welche Emotionen er bei der Produktion und Aufstellung der Gedenkstele persönlich erlebt hat.

 

Im Bezug zum Tag der Opfer des Nationalsozialismus, weltweit unter dem Namen Internationaler Holocaust Gedenktag bekannt, zur Befreiung der Konzentrationslager in Auschwitz durch die Rote Armee am 27.01.1945, fand nun der Bayerische Gedenkakt in Flossenbürg statt. „Dass wir an die verfolgten Homosexuellen, nach dem §175 Verurteilten erinnern, hängt damit zusammen, dass ich der Auffassung bin, dass es unsere Pflicht ist, an alle Opfer des Nationalsozialismus zu erinnern. Dazu gehört auch diese Gruppe, weil sie extremes Unrecht erlitten hat, weil sie auch zusätzlich in den Konzentrationslagern mit am schlechtesten behandelt worden ist. Ich meine, diese Opfer dürfen genauso wenig vergessen sein wie alle anderen. Deshalb ist es richtig, dass wir als Stiftung Bayerische Gedenkstätten unser Augenmerk darauf richten und dies mit einer eigenen Veranstaltung tun“, betont Karl Freller. „Wir hatten vor zwei Jahren die erfreuliche Meldung, dass Herr Brauwer ein sehr schönes Denkmal an die Opfer gestaltet hat und dass es eingeweiht werden sollte. Kompliment an den Bildhauer! Es war schon alles vorbereitet für 2020. Durch Corona hat sich das nun zweimal verschoben. Jetzt habe ich gedacht, es macht Sinn, dass wir alles einbinden. Die zentrale Veranstaltung des Bayerischen Landtages, gepaart mit der Vorstellung des wichtigen Denkmals, um damit ein deutliches Zeichen zu setzen, dass diese Opfergruppe in gleicher Weise ein Anliegen ist wie jede andere Opfergruppe auch.“ Karl Freller ist der Auffassung, dass sich das Klima in der Gesellschaft in weiten Teilen schon bekehrt hat, aber immer noch Handlungsbedarf besteht. „Es ist für mich aus menschlicher, sage sogar aus christlicher Sicht, ein Unding, wenn man Menschen wegen ihrer sexuellen Orientierung möglicherweise verachtet, ihnen Rechte abspricht oder sie nicht leben lässt, wie sie leben möchten. Deswegen war ich schon seit vielen Jahren beim Thema sensibel und bin es immer mehr geworden.“

Karl Freller, MdL, Direktor der Stiftung Bayerische Gedenkstätten und Vizepräsident des Bayerischen Landtages (Foto: Bildarchiv Bayerischer Landtag, Fotograf Rolf Poss)

Denkmal

Leider ist wegen der aktuellen Pandemie keine große Präsenz möglich, sonst wären bis zu 300 Gäste beim Festakt dabei gewesen. Das Denkmal ist eine gute Geschichte und beinhaltet die Chance, die NS Opfer des §175 ausreichend zu würdigen. „Es war nicht gut, einen Paragraphen, der so viel Unheil angerichtet hat, der so viele Tote letztlich gefordert hat, Menschen die über Jahrzehnte dadurch eingesperrt waren, stehen zu lassen. So viele Einzelschicksale, die selbst nach der Befreiung von Flossenbürg eine Haftstrafe fortsetzten mussten“, bedauert Karl Freller die Geschichte. „Man kann es im Nachhinein nicht mehr erklären, es ist der Zeitgeist aus dem letzten Jahrhundert, den wir alle nicht mehr wollen. Plus Scheuklappen-Denken nach dem Krieg. Ich hoffe, dass sich die Gesellschaft weiterentwickelt und dass sich das ureigene bayerische Lebensmotto ‚Leben und leben lassen‘ auch so verwirklicht.“ Viel wichtiger ist es, an Opferorten zu gedenken als an Täterorten. In den Konzentrationslagern wurden Menschen abgeschlachtet. Deshalb sei jeder Opfer-Gedenkstein wichtiger als ein Täterstein auf einer Tribüne oder ähnliches.

 

Lebensfröhlichkeit

Schon vor rund zehn Jahren übernahm Karl Freller ein öffentliches Statement als erster Politiker der CSU beim CSD in Nürnberg. „Ich habe wiederholt als Abgeordneter sprechen dürfen beim Christopher Street Day in Nürnberg. Das war für mich auch eine sehr wichtige und gute Erfahrung, auch die vielen Kontakte und Gespräche mit einzelnen Personen. Was mir dann wirklich gefallen hat bei diesem CSD, dass hier Menschen sind, die diese Demokratie bejahen und dazu stehen. Dass sie ihr Leben privat leben möchten, wie sie es wollen, fröhlich feiern, was kam man da dagegen haben“, erinnert sich Freller. „Diese Feiern sind bunt, fröhlich, lebensfroh. Es ist ein Stück der Wunsch, dass Menschen ihr Leben froh leben können. Deswegen meine ich, ist es auch gut, dass wir das Ganze so normalisieren, so zur Selbstverständlichkeit werden lassen, dass das irgendwann kein Thema mehr ist. Es freut mich, dass in jüngeren Umfragen 80 Prozent die Homosexualität akzeptieren. Große Sorge bereit mir, dass es noch viele Länder mit Todesstrafe gibt.“ Es gab anfangs aber auch böse Zuschriften und Kritik aus der konservativen Ecke über Frellers Teilnahme als CSD-Redner. Nicht alle sind immer damit einverstanden, was er sagt. Ebenso störte ihn, dass er lange Zeit der einzige Vertreter aus seiner Partei vor Ort war. Doch das hat sich ebenfalls geändert. Inzwischen gibt es auch keine Differenzen mit Kollegen mehr. „Man muss den Mut haben, etwas weiter zu denken. Das ist eine Lebenseinstellung.“ Dass jetzt mehr junge Kollegen in seiner Partei offen mit ihrer Sexualität umgehen, freut ihn. Ebenso, wie er sich begeistert zeigt vom bunten, friedlichen Feiern auf dem Jakobsplatz. Aus dem familiären und persönlichen Umfeld sind ihm viele queere Menschen bekannt, zu denen er eine gute Beziehung hat. Wie etwa ein Männerpaar, das eine hervorragende Elternrolle ausübt und den Status nun von der Pflege-Elternschaft zur Adoption vollziehen möchte. „Ich bin der Auffassung, dass wir in Deutschland auf einem guten Weg sind, dass wir eine weitaus größere Akzeptanz in der Bevölkerung haben als noch vor 20 / 30 Jahren“, meint Freller. „Mir ist im Laufe der Zeit bewusst geworden, dass diese Gesellschaft gut daran täte, eine Offenheit, eine Gleichberechtigung in diesem Bereich zu forcieren, wie letztendlich eine tolerante Gesellschaft zu sein hat. Ich bin der Auffassung, dass die Menschen so leben sollten, wie sie leben wollen und hier in diesem Bereich der Geschlechtlichkeit keine Einschränkungen oder gar Gesetzesvorgaben gemacht werden, die einfach nicht mehr in die Zeit passen.“

Bastian Brauwer, Bildhauer und Vorsitzender des CSD Nürnberg. (Foto: Bildarchiv Bayerischer Landtag, Fotograf Rolf Poss)

Herzens-angelegenheit

Steinmetz und Bildhauer Bastian Brauwer hat die Gedenkstele erschaffen. Gleichzeitig ist er auch Vorsitzender des CSD Fördervereins in Nürnberg. Damit schlagen gleich zwei Herzen in seiner Brust, neben dem des Künstlers auch eines als Queer-Aktivist für die Community. Zur Entwicklung des Denkmals berichtet er, dass ihm die KZ-Geschichten eiskalte Rückenschauer verursachten. Tatsächlich spielten viele persönliche Gedanken bei der Entwicklung und Erschaffung mit hinein, deshalb ist ihm das Werk eine Herzensangelegenheit. Manche Gedenksteine erinnern eben an außergewöhnlich tragische Schicksale. „Bei der Suche nach einem passenden Aufstellort in der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg im Januar / Februar 2020 war es dort vor Kälte kaum auszuhalten. Ich empfand das wie gefühlte 30 Grad minus. Gleichzeitig kam mir die Vorstellung zu den KZ-Häftlingen mit ihrer dürftigen Kleidung in den Sinn. Ein solches Denkmal zu erstellen, passiert nicht alle Tage. Für mich bisher einmalig in meiner 20-jährigen Berufslaufbahn. Es ist nicht vergleichbar mit der alltäglichen Arbeit. Aber es zeigt auch, dass wir in einer kurzen Planungszeit viel erreichen können“, betont Bastian. Zahlreiche Aspekte waren im Vorfeld für ihn zu erfüllen. Das fing bei der Wahl des Materials an, das eben kein harter Granit aus Flossenbürg sein sollte, aber der dortigen rauen Witterung auf Dauer standhalten muss. Auch deshalb entschied er sich für Wachenzeller Dolomit. Für die Form des Steins wählte er das symbolische gleichseitige Dreieck des Rosa Winkels, den die Häftlinge tragen mussten. Die Beschriftung sollte zurückhaltend sein und zum Näherkommen animieren. „Als Bildhauer fühle ich Respekt vor der Aufgabe, Dankbarkeit, so etwas machen zu dürfen. Stolz wäre ein falscher Begriff. Als Vorstand des CSD Vereins Nürnberg fühle ich ein Stück Zufriedenheit dabei, ein würdiges Erinnern zu schaffen. Ich bin aber auch in ein gemachtes Nest gefallen. Mein Amtsvorgänger Dieter Barth, sowie Uschi Unsinn und Ralph Hoffmann sind viele schwierige Schritte vorausgegangen. Als Queer-Aktivist fühle ich mich am Ziel.“

 

Text: Norbert Kiesewetter

Fotos: Bildarchiv Bayerischer Landtag, Fotograf Rolf Poss

GAYCON Januar 2022

 

+++ Der TV-Beitrag des Bayerischen Rundfunks ist weiterhin in der Mediathek abrufbar. +++

Hintergrund §175

Der § 175 des deutschen Strafgesetzbuches existierte vom 1. Januar 1872 bis zum 11. Juni 1994. Er stellte sexuelle Handlungen zwischen Personen männlichen Geschlechts unter Strafe. Insgesamt wurden etwa 140.000 Männer nach den verschiedenen Fassungen des §175 verurteilt. Am 01. September 1935 verschärften die Nationalsozialisten den Paragraph, u.a. durch Anhebung der Höchststrafe von sechs Monaten auf fünf Jahre Gefängnis. Für bestimmte „erschwerte Fälle“ gab es bis zu zehn Jahren Zuchthaus. Der Tatbestand wurde von beischlafähnlichen auf sämtliche „unzüchtigen“ Handlungen ausgeweitet. Nach dem Krieg hielt die Bundesrepublik Deutschland zwei Jahrzehnte lang an der verschärften Form fest. Erst 1969 und 1973 gab es Reformen. Seitdem waren nur noch sexuelle Handlungen mit männlichen Jugendlichen unter 18 Jahren strafbar, wogegen das Schutzalter bei lesbischen und heterosexuellen Handlungen bei 14 Jahren lag. Erst nach der Wiedervereinigung wurde 1994 der §175 auch für das Gebiet der alten Bundesrepublik ersatzlos aufgehoben.

Die DDR kehrte 1950 zur alten Fassung des §175 zurück. Ab Ende der 1950er Jahre wurden homosexuelle Handlungen unter Erwachsenen nicht mehr geahndet. 1968 setzte die DDR ein komplett neues Strafgesetzbuch in Kraft, das in §151 gleichgeschlechtliche Handlungen mit Jugendlichen sowohl für Frauen als auch für Männer unter Strafe stellte. Mit Wirkung vom 01. Juli 1989 wurde dieser Paragraph ersatzlos gestrichen.

 

(Quelle: Wikipedia)

Sichtbares Zeichen zum Gedenken an die homosexuellen Opfer in der Gedenkstätte Flossenbürg: Steinmetz Bastian Brauwer mit dem Entwurf, Julius Scharnetzky (Gedenkstätte) und Michael Glas (Fliederlich)

Gedenkstein

Bei der Informationsveranstaltung zum geplanten Denkmal für die Männer, die als Homosexuelle im KZ Flossenbürg inhaftiert waren, erschien am dritten Februar-Donnerstag viel interessiertes Publikum aus der queeren Community im Nürnberger Fliederlich-Zentrum. Der wissenschaftliche Mitarbeiter Julius Scharnetzky von der Gedenkstätte gab einen historischen Abriss der Verfolgung schwuler Männer in der Zeit der Nationalsozialisten. Anschließend wurde das geplante Denkmal von Steinmetz Bastian Brauwer vorgestellt.

 

Durch die Verschärfung des §175 im Jahr 1935 war jede körperliche „gleichgeschlechtliche Handlung“ strafbar, sogar bloßes Anblicken oder Berühren führte zur Verfolgung. In der Ideologie der NS-Zeit sollten Körper gesund und stark sein, Homosexuelle gehörten nicht dazu. Den Untergang des alten Griechenlands stellte man sich als Folge homosexueller Lebensart vor. Deshalb hatten die Nazis auch die Befürchtung, Homosexuelle könnten irgendwann an politischen Schaltstellen die Macht übernehmen und auch die Auslöschung des deutschen Volkes herbeiführen. Außerdem entzögen sie sich bewusst der Fortpflanzung. Maßgeblich für die Verschärfung der Verbrechen an Schwulen kam eine Verschiebung des Machtgefüges innerhalb der NSDAP hinzu, die Homophobie eskalierte. Die Überzeugung, dass lesbische Frauen als heilbar durch Geschlechtsverkehr angesehen wurden, hielt deren Opferzahlen im Vergleich sehr niedrig. Ebenso wurde Homosexualität in annektierten Ländern weniger scharf verfolgt, denn dort war die Dezimierung durch Nicht-Fortpflanzung willkommen. 70.000 Verurteilungen homosexueller Männer sind mit Akten protokolliert. Nach Schätzungen sind davon etwa 5.000 bis 10.000 in den Konzentrationslagern umgebracht worden. Nach Protokollen waren im KZ Flossenbürg 378 Männer als vergleichsweise kleine Haftgruppe untergebracht, davon sind 25% dort gestorben. Im Vergleich lag die Sterbequote in anderen Lagern bei 50%.

Gedenken der homosexuellen Opfer mit Kranzniederlegung im "Tal des Todes" der Gedenkstätte Flossenbürg

Probleme der Forschung

Weil der §175 nach 1945 unerträglich lange seine Gültigkeit nicht verlor, hatte niemand Interesse daran, die homosexuellen Opfergeschichten zu hören. „Deshalb gibt es nur ganz wenige schriftliche Erinnerungen. Es ist kein Rosa Winkel im Original aus der Zeit erhalten geblieben, viele Opfer wollten sich nach der Befreiung schützen“, erzählt Scharnetzky aus seiner Forschungsarbeit. „Nach unseren Erkenntnissen sind sie nicht vergessen, es war eine nicht gewollte Opfergruppe.“ Homosexuelle Gefangene wurden nicht nur von der SS, sondern auch von anderen Gefangenen in den Lagern bedroht und waren von überlebenswichtigen Positionen ausgeschlossen. Absichtlich wurden Vorurteile zwischen allen Insassen geschürt, auch deshalb die Idee der Nazis mit den verschiedenen Winkel-Markierungen: Die Struktur der Endsolidarisierung gegeneinander. Nur so war es möglich, dass 3000 Gefangene von 300 Wärtern in den Lagern kontrolliert werden konnten. Manche Homosexuelle gingen Zwangsbeziehungen etwa mit dem Blockältesten ein, um zu überleben. So sicherten sie sich eine notwendige Essensration. Sie begaben sich damit aber auch in eine lebensbedrohliche Abhängigkeit, ein Bekanntwerden wäre das Todesurteil gewesen. „In eigenen Reihen gingen die Nazis ebenfalls streng vor. Nach unseren Protokollen wurde ein hochrangiger SS-Offizier ebenfalls wegen §175 nach Flossenbürg inhaftiert“, berichtet Scharnetzky. „Ein Täter wurde zum Opfer.“  Weil die Gefangenen im Konzentrationslager Flossenbürg bei Weiden im Oberpfälzer Wald mit Steinbrucharbeiten, also mit viel Schmutz und Staub zu tun hatten, wurde der Rosa Winkel ab 1941 dort abgeschafft. Die rosa Farbe war nicht mehr zu erkennen. Deshalb wurde mit einer Mischung aus Schwarzen und Grünen Winkeln mit gelben Strichen gearbeitet. Lange hatte das für Rätsel in der Forschungsarbeit gesorgt.

 

Denkmal

Nun soll in der Gedenkstätte Flossenbürg ein Denkmal für die homosexuellen Opfer des Nationalsozialismus errichtet werden. Auch viele Nürnberger Schwule waren darunter. Ein Prisma aus Wachenzeller Dolomit in Dreiecksform mit einer Höhe von 170 cm soll es nun werden. Als Erinnerung an die Häftlingswinkel wird der Stein so abgeschrägt, dass die Schnittstelle ein gleichseitiges Dreieck darstellt. Ein polierter Feinschlief wird diese Fläche glatt ausfallen lassen, während die Säule insgesamt in poröser Oberfläche bleibt. Ursprünglich sollte ein rosa Jura verwendet werden, doch nach der aktuellen Forschung, dass einerseits die rosa Winkel in Flossenbürg abgeschafft wurden und dass andererseits Juragestein für die frostigen Winter in Flossenbürg weniger geeignet ist, änderte Steinmetz Bastian Brauwer die Gesteinsart. Die Gedenkstätte wünscht sich die Aufstellung im Tal des Todes. Ein Mustermodell aus Pappe soll jedoch den genauen Standort abschließend klären, weil das Denkmal im Vergleich zu anderen Erinnerungsstelen sehr filigran ausfällt. Wenn alles reibungslos klappt, wäre die Einweihung dieses Jahr zum 75. Tag der Befreiung im April 2020. Das Denkmal wird rund 6.000 Euro kosten. Die queere Community Nürnberg hat bereits die Hälfte über Spenden gesammelt. Weitere Spenden sind erwünscht.

 

Foto/ Text: Norbert Kiesewetter

GAYCON Februar 2020

Ausstellungseröffnung "Schwules Leiden im KZ Flossenbürg" in der Nürnberger Egidienkirche: Mit Pfarrer Thomas Zeitler, Kurator Prof. Hans Simon Pelanda und Organisatorin Uschi Unsinn

Vernissage

Am letzten Januar-Freitag wurde die beachtenswerte Ausstellung „Schwules Leiden im KZ Flossenbürg“ in der St. Egidien-Kirche (Egidienplatz 12) eröffnet. Rund 80 Gäste verfolgten die bewegende Vernissage mit Konzert. Kurator Prof. Hans Simon Pelanda war ebenfalls zu Gast. Musikalisch umrahmt hat das Ensemble Einklang u.a. mit Werken wie der Mauthausen-Kantate von Mikis Theodorakis, Musik aus dem KZ Theresienstadt und einer Eigenkomposition von Marcel Rode. In der beeindruckenden Akustik der St. Egidienkirche kam die Aufführung besonders zur Geltung. Zwischen den Musikstücken zitierte Michael Aue detailreiche schreckliche Erlebnisse schwuler Männer aus dem Buch „Die Männer mit dem Rosa Winkel“. An dieser Stelle wurde sicher jedem Anwesenden noch mehr bewusst, wie wichtig das Erinnern ist. Die Ausstellung zeigt Werke der beiden Künstler Hugo Walleitner und Richard Grune, die wegen ihrer Homosexualität im KZ Flossenbürg inhaftiert waren und ihre Erfahrungen nach 1945 künstlerisch verarbeiteten. Im KZ standen die Gefangenen mit dem „Rosa Winkel“, mit dem sie wegen ihrer Homosexualität nach dem § 175 verfolgt, gefangen genommen und stigmatisiert wurden, in der Hierarchie auf der untersten Stufe. Oftmals wurden sie zusätzlich gequält und besonders schikaniert. Der Maler Richard Grune (1903-1983), ein Bauhausschüler u.a. bei W. Kandinsky und P. Klee, sowie der österreichische Designer und Zeichner Hugo Walleitner (1909-1982) schufen mit ihren Lithographien und Zeichnungen beeindruckende Zeugnisse ihrer eigenen, aber auch der Erfahrungen anderer Leidensgenossen mit Demütigung, Erniedrigung und schließlich Ermordung vieler Kameraden. Organisiert wurde die Ausstellung in Zusammenarbeit mit der „Arbeitsgemeinschaft ehem. KZ Flossenbürg e. V.“ dem Bündnis gegen Trans- und Homophobie und dem queeren Zentrum Fliederlich e. V. +++ Öffnungszeiten täglich bis 23. Februar 2020 von 11:00 bis 16:00 Uhr. +++

Die Trällerpfeifen & Krakofonia: Hier beim Rathaus Empfang der Stadt Nürnberg

COMMUNITY NÜRNBERG:

Trällerpfeifen & Krakofonia begeistern Nürnberg

Das traditionelle Chorvergnügen wandelt sich wieder zum queeren Chorfestival: Am letzten März-Wochenende luden „Die Trällerpfeifen“ zum Doppelkonzert in den Nürnberger Südpunkt ein. Aus der polnischen Partnerstadt Krakau gastierte dazu der queere Chor „Krakofonia“. Überraschung: Noch nie zuvor waren die zwei Konzerte schon Tage vorher ausverkauft! Unter dem Motto Partnerstädte – Partnerchöre kam der polnische Gastchor mit 47 Personen plus 7 Angehörigen per Reisebus über die rund 800 km in die Frankenmetropole. Die Stadt Nürnberg mit dem Amt für Internationale Beziehungen bezuschusste den Bus mit 2000,- Euro. Alle Krakauer Gäste bekamen für den Aufenthalt in Nürnberg eine ÖPNV-Fahrkarte dazu. Über diese Geste freuten sich auch die Trällerpfeifen sehr... +++ Hier geht´s zum vollständigen Bericht mit Bildergalerien vom Rathausempfang plus Bildergalerie vom Konzert im Südpunkt +++

Das war die Premiere "Ich bin zurück" von Mr Andy Maine inklusive Dinner im Literaturhaus

COMMUNITY NÜRNBERG:

Premiere „Ich bin zurück“ mit Mr Andy Maine

Am letzten März-Wochenende verwöhnte das Restaurant im Literaturhaus (Luitpoldstr. 6) mit einem köstlichen Drei-Gang-Menü in drei Wunsch-Variationen, plus Doppel-Premieren-Konzert „Ich bin zurück“ mit Kunstpfeifer Mr Andy Maine. Am Samstag vor ausverkauftem Haus. Die perfekte Organisation der beiden Abende übernahmen auch diesmal die „Rosegardens-Jungs“ Michael und Oliver. Vor zwei Jahren hatte Andy die Travestie-Kostüme in den Fundus abgelegt und tritt nun in glitzernden Jackets auf die Bühne. Umstellungsbedingt kommt er, verkündet er heiter, noch etwas durcheinander mit der neuen Bühnenfigur, macht schon mal einen femininen Danke-Knicks beim Applaus. Auf seinen Fächer will er nun verzichten, doch die freie Hand braucht doch irgendwas zu tun. Gesucht, gefunden: ...

+++ Zum vollständigen Bericht mit Bildergalerie auf der DOKU-Seite +++

Bürgermeister Christian Vogel präsentiert den "Regenbogen-Park" (Foto: GAYCON)

COMMUNITY NÜRNBERG:

Aprilscherz 2025: FrankenschnellwegRegenbogen Park über Tunnel

Sensation: Nachdem der Planfeststellungsbeschluss nach jahrelangem Streit vor Gericht nun rechtskräftig ist, sollen bald die Bagger anrollen. Nun präsentierte Christian Vogel, Bürgermeister und Erster-Sör-Werkleiter, erste Detail-Pläne für den Grünzug über dem geplanten Tunnel in der Südstadt: Darauf soll eine „Pride Park Area“ entstehen. Geplant ist, dass der neue Park in den Farben des Regenbogens eingeteilt wird. In der Zone rot, werden alle Blumen in den Farben rot blühen, in der Zone gelb, alle Blumen in der Farbe gelb usw. Angedacht ist auch, entsprechende Bänke, Mülleimer, Lampenmasten, Spiel-geräte ebenfalls der entsprechenden Farb-Zone anzupassen.... +++ Das war unser GAYCON Aprilscherz 2025, leider nur eine Vision! Wir freuen uns sehr, dass viele die Idee gut fanden und so einen Regenbogen-Park gerne in Echt besuchen möchten. Hier get`s zum kompletten Scherz-Bericht plus Aprilausgaben der letzten Jahre +++

Der neue Vorstand des Nürnberger Lederclubs 2025: Daniel, Harry und Carsten (Foto: NLC)

COMMUNITY NÜRNBERG:

Großer Wechsel im NLC Vorstand

Die 40-jährige Nürnberger Lederclub Vereinsgeschichte kann nun doch weitergeschrieben werden. Im ersten Anlauf wollte sich zunächst keiner für die Vereinsspitze zur Verfügung stellen. Doch das drohende Ende des Traditionsclubs wirkte auf die Mitglieder und es fanden sich doch noch neue Gesichter. Am dritten März-Samstag hat nun der Nürnberger Lederclub e.V. seinen neuen Vorstand gewählt. Vorsitzender ist jetzt Harry Krauß, stellvertretender Vorsitzender Carsten Koch, Kassenwart bleibt weiterhin Daniel Hiller....  +++ Zum vollständigen Bericht auf der DOKU-Seite +++

Schöne Erinnerung: Kelly Minaj bei einem Auftritt in der Savoy Bar (Foto: GAYCON Archiv)

COMMUNITY NÜRNBERG:

Paradies Theater: Kelly ist verstorben

Die queere Community in Nürnberg trauert: Die beliebte Künstlerin Kelly Minaj alias Deny Achbar ist plötzlich und unerwartet verstorben. Mit nur 46 Jahren ist sie am dritten März-Donnerstag über die Regen-bogenbrücke gegangen. Das Paradies Theater Nürnberg reagiert geschockt und ist fassungslos. Seit 15 Jahren stand Kelly hier regelmäßig in den Travestie-Revue-Shows mit auf der Bühne. Kelly begeisterte alle mit ihren Darbietungen, Verwandel-barkeit, Charme und verzauberte mit ihrer Herzlichkeit und mit ihrem strahlenden Lächeln.... Kelly sollte ursprünglich die letzte Ruhe bei ihrem Familien-Freundeskreis in Indonesien finden. Doch die Überführungskosten sind zu hoch. Es wurde eine Spendenaktion ins Leben gerufen, damit eine angemessene Beerdigung in Nürnberg ermöglicht werden kann. Diese war sehr erfolgreich. Inzwischen wurde Kelly auf dem Nürnberger Südfriedhof beerdigt. +++ Zum vollständigen GAYCON Bericht +++

"Franken Bebt": Backstage vor dem Auftritt und auf der Bühne, unser erstes Pressetreffen mit AnNa, exakt 30 Jahre vor der Bekanntgabe ihres Ablebens (Foto: GAYCON Archiv)

COMMUNITY DEUTSCHLAND:

Rosenstolz: AnNa R. ist verstorben

Die queere Community in Deutschland trauert: AnNa R., geboren als Andrea Rosenbaum, die Sängerin des legendären Mondän-Pop Duos Rosenstolz ist tot. Die Musikwelt reagiert geschockt. Mit nur 55 Jahren verstarb sie in Berlin. Die Nachricht wurde auf ihrem offiziellen Facebook- und Instagram-Account von Musiker-Kollegen am dritten März-Montag veröffentlicht. Sie wurde am Sonntag-Abend tot aufgefunden. Die Polizei schließt inzwischen Suizid und Gewaltverbrechen aus. Von 1991 bis 2012 existierte das Duo Rosenstolz mit Musiker Peter Plate, der die meisten Lieder selber schrieb und komponierte. Viele ihrer Songs wie „Liebe ist alles“, „Ich bin ich“ oder „Gib mir Sonne“ wurden große Hits.

TV-Tipps

+++ 23.04. TAGESSCHAU24 21:00 Uhr Vom Macho zum Mentor - Doku +++ 25.04. ZDF 01:15 Uhr Freddie Mercury - Sein Leben in zehn Bildern - Doku +++ 

Neues Angebot der AIDS-Hilfe Nürnberg: "Chemsex Talk" mit Peter & Dominic (Fotos: AH)

COMMUNITY NÜRNBERG:

Austausch und Selbsthilfe für Chemsex-User

Seit 2022 bietet die AIDS Hilfe Nürnberg die Chemsex Beratung an. Nun wird das Angebot mit dem neuen „Chemsex Talk“ erweitert. Die Gruppe startet im April 2025 in den Räumen der AIDS Hilfe Nürnberg (Entengasse 2). Geplant sind 12 Gruppenabende. Die Teilnahme ist kostenlos. Ihr wollt dabei sein? Die Anmeldung ist ab sofort möglich per E - Mail unter chemsex@aidshilfe-nuernberg.de oder per Telefon 0911/ 2309035. Geleitet werden die Abende von Peter Müllerlei und Dominic Stöckl. Viele Männer*, die Sex mit Männern* haben und dabei Substanzen konsumieren, haben auch schon einmal unangenehme Erfahrungen mit dem Sex unter Substanzeinfluss gemacht. Es kann helfen, sich mit anderen, die diese Erfahrungen kennen und vielleicht sogar teilen, auszutauschen. So entstand die Idee zu dem neuen Talk-Angebot....

+++ Zum vollständigen Bericht auf der DOKU-Seite +++

Titelbild des Monats:

Volksfestzeit in der Stadt! Wie geht es mit dem Rosa Montag weiter? (Foto: GAYCON Archiv)

GAYCON TITELMODELS:

Titelbild

Seit 2024 haben wir unsere GAYCON Titelbild - Reihe mit selbstbewussten Models (oder Paaren) aus der queeren Community neu gestartet! Mit Hintergrund Motiven u.a. von aktuellen Veranstaltungen oder Interview-Terminen, wo wir als Reporter aktuell unterwegs sind. Wer Lust hat, sich alleine oder zu zweit (Paar & Freundschaft) von uns in einem spontanen Foto-Shooting auf den Events ablichten zu lassen, kann sich generell bei uns melden. Gerne persönlich direkt vor Ort. Sprecht uns an! Euer GAYCON Team +++ Hier geht´s zu den früheren Titelbildern der letzten Jahre: MISS & MR GAYCON WAHL SEITE +++

Vielen Dank an meine Freunde, die sich in Form eines Inserats bzw. einer Publikation an den Gestaltungskosten für diese Website beteiligen und sie damit ermöglichen!

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