Buntes Land
Das „Queere Netzwerk Bayern“ stellt sich vor
Im Rahmen der großen Netzwerktour durch alle Regierungsbezirke Bayerns machte das Queere Netzwerk Bayern (QNB) am dritten September-Montag auch im Fliederlich-Zentrum Halt und sorgte gleich für ein kleines Netzwerktreffen für die mittelfränkische Region. Über 30 Interessierte aus den verschiedensten Vereinen, Gruppen und Beratungsangeboten waren dabei und lauschten gespannt der Projektkoordinatorin Beatrice Alischer und dem Pressesprecher Markus Apel. Neben einer kleiner Eröffnung durch JJ Herdegen, begrüßte Fliederlich Geschäftsführer Michael Glas das Projekt-Team und erinnerte an die ersten Versuche der bayernweiten Vernetzung der damaligen Schwulen-Gruppen in den 70er/ 80er Jahren. Früher noch sehr umständlich mit dem Faxgerät oder per Post. Gezeigt wurden Video-Grußworte von Sven Lehmann, Sprecher der Queer Politik der Bundesregierung. Er fordert u.a., dass die Polizei sensibler sein sollte und queerfeindliche Straftaten entsprechend erfassen müsste. Aktuell passieren drei Straftaten jeden Tag in Deutschland gegen queere Menschen. Wobei die Dunkelziffer viel höher ist, weil nicht jede Straftat zur Anzeige gebracht wird. Das Team Beatrice & Markus berichtete, dass das Projekt QNB das queere Leben in der ländlichen Region verbessern soll. Es ist ein Kooperationsprojekt zwischen dem Bayerischen Jugendring (BJR), der Deutschen Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität (dgti) und dem Lesben- und Schwulenverband in Bayern (LSVD Bayern). Es basiert auf drei Säulen: Kommunikation, Information und Vernetzung.
In einer Podiumsrunde mit Michael Glas, Luca Fabién Dotzler und Iris Klopfer wurde noch über verschiedene Themen diskutiert. Letztendlich sei das Beratungs-angebot für den ganzen bayerischen Raum zu gering. Alles ist fokussiert auf die großen Städte und selbst da reicht das Angebot kaum aus, um die Nachfrage zu erfüllen, besonders ehrenamtlich ist mehr nicht zu schaffen. Alle waren sich zum Schluss einig, man müsse eher die vorhandenen Strukturen, die in jeder kleinen Stadt bzw. jedem Dorf bereits vorhanden sind, besser nutzen. Dabei könnten „neutrale“ Ansprechpersonen ein ungewolltes öffentliches Coming out im Ort verhindern. Auch die Forderung nach einem Aktionsplan für Bayern wurde wieder deutlich, weil hier auch die Aufklärung in der Bildung und Schule dabei wäre. Auch ein gravierend fehlendes queeres Wissen im Gesundheitsbereich bei Kliniken und Ärzten sei nicht mehr hinnehmbar. Für Beratungs-Fachpersonal fehlen grundsätzlich auch oft Workshops zur Weiterbildung. Zum Abschluss gab es noch ein Häppchen-Buffet, womit im kleinen Rahmen die Vernetzung und das persönliche Kennenlernen mit Gesprächen im Vordergrund standen. Hintergrund: Das Queere Netzwerk Bayern (QNB) ist eine neue zentrale Plattform für die LSBTIQ*-Menschen im Freistaat Bayern. Es bündelt Informationen zu Beratungsangeboten, Veranstaltungen und zur queeren Community im Allgemeinen. Die Idee ist, bestehende Organisationen und neue Initiativen zu vernetzen, relevante Kontakte zu vermitteln und den Austausch untereinander anzuregen. Ziel ist der weitere Aufbau und die Etablierung dieser landesweiten Plattform zur Kommunikation, Vernetzung und Information für LSBTIQ* Personen im Freistaat Bayern. Gemeinsam mit der queeren Community und anderen Institutionen soll insbesondere die Infrastruktur im ländlichen Raum gestärkt werden. Das QNB ist gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales. (NK)
GAYCON September 2022