Baden in Gold und Silber
Man mag es kaum glauben! Vor rund 25 Jahren war die Schwimmgruppe eine der Keimzellen des heutigen schwul-lesbischen Sportvereins Rosa Panther Nürnberg. Einst zogen ein paar schwule Schwimmer im Südstadtbad ihre Runden. Für viele Jahre wurde die Schwimmhalle im Stadtteil Katzwang zum familiären Domizil. Doch seit September werden nun im Stadtteil Mögeldorf die Bahnen gezogen, an einem anderen Wochentag sowie zu geänderten Uhrzeiten. Ein Grund für GAYCON, den Wasserfreunden einen Hausbesuch abzustatten.
Nach der Neueröffnung des Langwasser-Bades sollten alle hiesigen Wassersport-Vereine hier ihr Training abhalten und gleichzeitig die andernorts gewonnen Zeiten für die Öffentlichkeit zur Verfügung stehen. Auch Rosa Panther sollte umziehen. „Viele Vereine wollten ihre Bäder nicht verlassen, auch wir nicht. In Katzwang hatten wir das ganze Schwimmbecken für uns und waren ungestört. Das wollten wir nicht aufgeben. In Langwasser wird das neue 50Meter-Becken unterteilt, damit mehrere Vereine gleichzeitig trainieren können. Zudem ist der Geräuschpegel dadurch enorm. Das hat uns nicht gefallen“, betont Abteilungsleiterin Sabine (40), Augenoptikerin von Beruf. „Natürlich gab es in all den Jahren viele Schwimminteressierte, denen aber der Weg in den südlichsten Stadtteil von Nürnberg einfach zu weit und die Trainingszeit zu spät war. Aber durch vorher bereits geknüpfte Kontakte mit dem Post SV wussten wir, dass dessen Wasserball-Gruppe nach Langwasser wechseln und dadurch die Nutzungszeit zur Verfügung stehen würde.“ Als das Angebot des Post SV dann tatsächlich kam, wurde das Mögeldorfer Hallenbad natürlich erstmal unter die Lupe genommen. Die Verantwortlichen fanden es ideal. Sechs Bahnen, frühere Trainingszeit, zentraler Standort im Stadtgebiet, reine Wasserzeit liegt bei einer Stunde und zehn Minuten. „Die Schwimmabteilung umfasst ca. 50 Mitglieder. Zu einem normalen Trainingsabend kommen 15 bis 20 Leute, darunter seit dem Badwechsel vier Neue. Zwei Bahnen sind für schnelle Schwimmer vorgesehen und vier Bahnen sind offen. Hier kann jeder schwimmen, wie er will“, beschreibt Sabine die aktuelle Lage. „Die Altersstruktur ist von Anfang 20 bis Ende 50 Jahre. Leider sind Frauen mit neun Teilnehmerinnen deutlich in der Unterzahl. Es wäre schön, wenn wir das noch ändern könnten.“
Medaillenregen
Das Schwimmen faszinierte Sabine schon zu Schulzeiten, was ihr einige Trophäen bei Wettkämpfen eingebracht hat. 2003 hat sie sich den Rosa Panther Schwimmern angeschlossen, um 2004 bei den EuroGames in München erfolgreich teilzunehmen. Damals waren lediglich sieben Mitglieder regelmäßig im Wasser. Vor zehn Jahren hat sie die Leitung der Gruppe übernommen. Das macht ihr auch heute noch Spaß, der zwischenmenschliche Kontakt ist ihr wichtig. Das regelmäßige Training zahlt sich aus, denn oft werden Bronze-, Silber- und Goldmedaillen von Turnieren wie beispielsweise in Antwerpen oder Utrecht nach Nürnberg geholt. Nach den EuroGames in Stockholm im August 2015, mit jeweils zwei erkämpften Gold- und Bronzemedaillen ist Moritz (24) einer der erfolgreichen Vertreter der Schwimmabteilung. Seit drei Jahren ist der gelernte Konditor, der als Koch arbeitet, bei den Panthern in Nürnberg. Momentan geht er allerdings auch wieder zur Schule, denn er möchte Mathematik studieren. „Bei der Wasserwacht war ich nicht zufrieden, deshalb bin ich jetzt bei den Schwimmern der Rosa Panther. Hier kann ich meinen eigenen Trainingsplan erstellen. Es lohnt sich, wir sind schon schneller geworden“, betont Moritz, der für alle Wettkampfteilnehmer die Trainingspläne nicht nur für Kraul- und Brustschwimmen erstellt. „Wir sind aber keine reine Leistungssportgruppe. Egal ob Schwimmen bei Rückenproblemen, Schwimmen überhaupt richtig zu lernen oder beim Thema Angst vor dem Wasser. Für jeden gibt es Tipps und nach meiner Erfahrung kann auch jedem geholfen werden.“ Er fühlt sich hier wohl, weil ein guter Zusammenhalt die Gruppe eint. Neben dem Training verabreden sich viele zum gemeinsamen Essen oder zu traditionellen Grillfeiern. „Die Kommunikation ist Klasse. Oft stehen wir nach dem Training noch zusammen und quatschen. Es sind schon viele Freundschaften untereinander entstanden“, freuen sich Sabine und Moritz. „Der Spaß kommt bei uns nicht zu kurz. Erst vor wenigen Wochen haben wir wieder lustige Unterwasserfotos geschossen. Wir sind eine bunt gemischte Gruppe und freuen uns über jeden, der mal bei uns reinschnuppern möchte. Nach dreimal Probeschwimmen wird gefragt, ob sie/er bei uns bleiben will.“
Stimmen aus der Gruppe:
„Ursprünglich war meine Motivation, mehr Sport zu machen.“ Seit fünf Jahren ist Markus (26) bei der Schwimmgruppe dabei. „Spaß haben und neue Leute kennenlernen sowie die Teilnahmemöglichkeit an Turnieren reizen mich besonders.“ Markus gewann Medaillen in Paris, Frankfurt, Düsseldorf und Wien.
„Wir verstehen uns gut. Es ist immer lustig, damit geht das Schwimmen noch viel besser. Es sind tolle Jungs und ich wünsche mir noch weibliche Verstärkung“, meint Michaela.
„Ich mag Leute kennenlernen bei gemeinsamen Aktivitäten wie Sport. Ich arbeite gerne an meiner Kondition und nutze die Trainingspläne“, sagt Tobias (33) über seine Motivation, dabei zu sein.
„Unter Gleichgesinnten zu sein und fit zu bleiben“, ist der Grund für Matteo (23), regelmäßig von Fürth nach Nürnberg zu kommen. „Es ist für mich jetzt näher, und schöner als im Hallenbad in Katzwang.“
Übrigens, das Hallenbad Post SV Nürnberg (Ziegenstr. 110) liegt sehr verkehrsgünstig im Stadtteil Mögeldorf. Rund 15 Minuten Fußweg von der S-Bahn bzw. Straßenbahn vom Mögeldorfer Plärrer. Oder rund 20 Minuten von der Endhaltestelle der Straßenbahn in Erlenstegen bzw. Bahnstation der Regionalbahnen nach Neuhaus/ Schnaittachtal, über den gut beleuchteten Holzsteg durch das obere Pegnitztal nach Mögeldorf.
Schwimmen
Training jeden Mittwoch 20:30 bis 21:40 Uhr, Infos unter schwimmen@rosapanther.de
Fotos/ Text Norbert Kiesewetter
GAYCON Oktober 2015